Samstag, 10. April 2010

Erste Leuchtturmfahrt 2010

Anfang der Woche hatte ich einen Blick auf die Wind- und Wettervohersage geworfen und erkannt, dass sich der Sonnabend ideal für eine Leuchtturmtour eignen würde. Die Wetterlage würde sich genau an diesem Tage ändern, so dass nach anfänglichen westlichen Winden später nördliche einsetzen würden. Genau richtig, um die ca. 45 Kilometer lange Strecke zum Leuchtturm Kiel und zurück ohne allzu große Anstregungen bewältigen zu können. Außerdem wäre das eine gute Gelegenheit, den Stand meiner Kondition zu testen und zu festigen, bevor ich Ende des Monats nach England fahre.

Eine kurze Mail an Thomas und Arne, ob sie mich begleiten möchten, ergab verhaltene Begeisterung. Thomas wollte noch abwarten, bis man die Wetterbedingungen besser und sicherer beurteilen könnte, Arne war etwas zögerlich, ob er es wagen sollte, sich als relativer Anfänger mit zwei solch alten Hasen auf eine so lange Tour zu begeben.


Pünktlich um 9:30 legen wir vom Steg ab. Thomas war etwas früher auf  dem Wasser und kommt uns schon entgegen. Der Wind ist wie erwartet schwach und weht, wenn man das so nennen mag, noch etwas westlich. Wir fahren zügig gen Norden, so zügig, dass Arne vor dem Queren des Fahrwassers bei Möltenort erst noch eine Rolle machen muss, um sich abzukühlen.

Kurz nach elf Uhr setzt der erwartete Wind ein: etwa 3 Beaufort genau aus Norden. Arne gibt zu bedenken, dass das Tempo ziemlich hoch ist und wir ja schließlich erst ein Viertel der Gesamtstrecke geschafft haben. Ich muss ihn korrigieren, dass wir bereits gut die Häfte der Hinfahrt hinter uns haben. Ohne die Berücksichtigung solch elementarer Grundzüge der Langstreckenalgebra würde ich keine längere Tour überleben.



Der Wind meint es gnädig mit uns und hat sich seit seinem abrupten Einsetzen nicht weiter gesteigert, sondern ist eher wieder abgeflaut. So versichern wir uns querab Bülk gegenseitig noch einmal unsere Entschlossenheit, es wirklich bis zum roten Leuchtturm zu machen. Wie als wollte der Wind uns eins auswischen, frischt er direkt nach dieser Entscheidung deutlich auf - aber zum Glück ist auch dieses Anschwellen nicht von langer Dauer.



Genau um 13 Uhr ereichen wir den Leuchtturm und stärken uns ausgiebig. Da ausgesprochen gutes Wetter herrscht, kommt die Besatzung auch mal aus ihrem Gehäuse und scherzt mit uns, ob wir uns verfahren hätten oder ob wir einen Lotsen für die Rückfahrt beantragen wollten. Arne experimentiert etwas mit einem Paddelfloat herum. Er sucht eine Möglichkeit, sich leidlich ausgestreckt auf dem Kajak liegend ausruhen zu können. Ich sehe ihn schon koppeister gehen, sage mir aber, dass er ja rollen kann und lasse ihn gewähren. Trotz meiner Bedenken fällt er nicht ins Wasser, ist aber etwas enttäuscht, als wir schon nach 15 Minuten zur Rückfahrt blasen.

Wir wollen den Leuchtturm Bülk anlaufen und dort eine ausgiebige Pause an Land machen. Das phantastische am Leuchtturm Bülk ist - dass man ihn nicht sieht! Er liegt in einer Baumgruppe, die ihn mittlerweile an Höhe überragt. Etwas ungünstig für ein Seezeichen, an dem man sich orientieren soll. Ich hoffe, dass man ihn nachts besser sieht.


Im "Schatten" des Leuchtturmes genießen wir über eine Stunde lang die pralle Sonne. Es ist etwas ein Problem, dass sie so ungehemmt scheint. Denn ich habe vor ein paar Tagen zwar neue Sonnencreme gekauft, aber die liegt immer noch gut und trocken zu Hause rum. Auch meine Schirmmütze habe ich nicht dabei, die meine Augen etwas entlasten könnte. So bleibt mir nichts anderes, als mir meine Fleecemütze so tief über die Augen zu ziehen, dass ich gerade noch etwas sehen kann. Das mag etwas behämmert aussehen, ist aber nötig, wenn ich nicht komplett verbrennen will.

Der Rückweg geht sehr rasch voran, denn nun unterstützt uns der leichte Nordwind. Von Bülk bis zum Leuchtturm Friedrichsort benötigen wir nicht einmal eine Stunde. Allerdings ist Arne es nun leid, immer hinter uns her zu hecheln. Auch mir tut es leid, dass wir ihn so schinden, aber ich falle immer wieder in den Trott, mein eigenes Tempo zu fahren - und da Thomas immer neben mir ist, drehe ich mich auch viel zu selten um. Aber unzweifelhaft vollbringt Arne eine grandiose Leistung, denn obwohl er es nicht gewohnt ist, so lange ohne Unterbrechung zu paddeln, hält er unser zügiges Tempo mit. Es ist schließlich erst seine erste Saison und ich bin mir sicher, dass ich es bin, der nächstes Jahr nicht mehr mit ihm mitkommt.

Kurz vor der Fahrwassertonne 4 trennen sich Thomas' und unsere Wege. Während er zurück in die Schwentine fährt, rutschen wir noch das letzte Stück bis zu unserem Steg zurück und freuen uns auf die warme Dusche im Klub. Leider haben wir beide unsere Handtücher vergessen. Anfänger!

Alle Bilder hier.