Ich habe beschlossen, dass der Winter vorbei ist. Wenn ich zu Himmelfahrt auf große Tour gehen will, muss ich in Wallung kommen und trainieren. Egal wie kalt das Wasser ist. Wenn ab heute nur noch die Sonne scheint und die Temperaturen tagsüber zweistellig sind und dann auch noch am entscheidenden Tag der richtige Wind herrscht - und ich bin nicht vernünftig vorbereitet! Das will ich nicht riskieren.
Ich habe den "neuen" Trockenanzug an, aber das erste mal nur den einteiligen Vliesteddy drunter - ohne zweites wärmendes Oberteil. Kurz nachdem ich auf dem Wasser bin, entdecke ich am Ostufer eine Gruppe von vier Paddlern. Ich fahre zu ihnen hin und mit ihnen gemeinsam Richtung Laboe. Aber irgendwann wird mir das Tempo zu unstet, denn ich will etwas tun und so verabschiede ich mich Richtung Glockentonne. Das Wetter ist eigentlich phantastisch - es hat etwas von Frühling. Sogar die Temperaturen gehen über die Fünfgradmarke. Vielleicht ist das ja tatsächlich der Anfang von etwas ganz Wunderbarem. Meine Pause mache ich zwar auf dem Wasser aber da meine Verfolger sich mittlerweile am Strand von Laboe niedergelassen haben, geselle ich mich noch ein Weilchen zu ihnen. Ich glaube, dass sich einige Stellen auf dem Flach vor Laboe durch die zahlreichen Winterstürme deutlich erhöht haben, denn trotzdem der Wasserstand heute recht normal ist, liegen sie trocken und werden von Möven, Enten und Kormoranen als Ferieninsel benutzt.
Auf der Rücktour kann man deutlich erkennen, dass heute tatsächlich eine Zeitenwende stattfindet: So viele Paddler, wie man heute auf dem Wasser sieht, hat es lange nicht mehr gegeben. Alle sind froh, dass sie wieder rauskönnen. Auch wenn ich für die Tour heute insgesamt länger als geplant benötigt habe, bin ich mit meiner Leistung hoch zufrieden. Ich wollte einfach mal wieder eine längere Strecke mit Druck paddeln. Zwar habe ich durch die Gesellschaft viele Pausen gemacht, aber wenn ich allein gefahren bin, war mein Schnitt immer über acht Stundenkilometer. Und die Dauer habe ich auch gut vertragen. Ich bin also bereit, meine alljährliche Leuchtturmtour zu machen. Was jetzt noch im Wege steht, ist lediglich Zeitmangel.