Seit uns Corona so unsanft in den Freiheiten eingeschränkt hat, sind die Gelegenheiten, aufs Wasser zu kommen, selten. Die Wasserschutzpolizei fuhr anfangs einen rigorosen Kurs, indem sie unsere Stege als Sportstätten interpretierte, die nicht benutzt werden dürften. Auch das Paddeln auf der Förde sei im Hafenbereich untersagt. Später kamen andere Aussagen, die diese strikte Haltung wieder relativierten. Aber das Frühjahr, die Helligkeit und die Wärme kamen, ohne dass ich wie sonst üblich wieder regelmäßig auf dem Wasser unterwegs war. Auch die anderen Möglichkeiten, liebe Menschen zu treffen und sich zu betätigen, glimmen seit vier Wochen auf Sparflamme. Dazu kommt, dass ich Unmengen freie Zeit habe, weil ich in Kurzarbeit bin. Jörg macht dieser Zwang zur Untätigkeit ebenfalls bräsig und so haben wir beschlossen, in aller Stille eine Paddeltour unter Einhaltung gebührenden Abstandes zu unternehmen. Einen erklecklichen Teil der Schwentine wollen unter den Kiel nehmen.
In Niederkleveez ist ein Hotel, außer Betrieb wie alle in dieser Zeit, das einen Badestrand hat. Eine freundliche Nachfrage, ob wir unser Auto für ein paar Stunden auf ihrem leeren Parkplatz abstellen dürfen, wird mindestens ebenso freundlich bejaht. Wir nehmen uns vor, als Gegenleistung hier einen Kaffee zu trinken - wenn die Luft wieder rein und das Hotel dann noch lebt und geöffnet ist.
Es gibt einen kleinen Bootssteg und einen noch kleineren Strand. Jörg möchte beim Einsetzen keine nassen Füße bekommen und wählt den Steg als Startrampe. Leider hat er nicht bedacht, dass der Steg zwar recht niedrig ist, aber dennoch dem Boot seitlich keinen Widerstand bietet. So eine Situation ist grundsätzlich anspruchsvoll! Nicht, dass Jörg nicht prinzipiell in der Lage wäre, so etwas zu meistern - allein, er ist nicht drauf gefasst! Als ich mich umdrehe, schwimmt er neben seinem Boot. Die Füße sind auch nass!
Die grobe Streckenführung haben wir uns auf dem Hinweisschild am Hotel angesehen - aber für die Not hat Jörg tatsächlich eine Karte dabei! Erst einmal geht es am Westufer des Dieksees entlang, bis wir das Schlupfloch zum Behler See finden. Die kleine, flache Insel, auf die wir gleich stoßen, ist von zahlreichen Kibitzen bevölkert. Sie zählen zu meinen Lieblingsvögeln und ich erinnere mich noch an große Schwärme, die ich früher häufig gesehen habe. Ihre Zahl hat leider dramatisch abgenommen.
Der Behler See geht unmerklich in den Höftsee über. Meine Vermutung ist, dass hier jede Bucht eines Sees einen eigenen Namen bekommt, damit die Touristen, die eine Fünf-Seen-Tour buchen, auch günstig auf ihre Kosten gebracht werden können. Wir freuen uns jedenfalls, dass wir unsere Seekajaks endlich einmal wirklich bestimmungsgemäß einsetzen.
Die Lore bei der Ölmühle haben sie mittlerweile durch eine Rollrutsche ersetzt. Das ist viel praktischer und das Umsetzen damit geht ratzfatz. Danach wartet der große Große Plöner See auf uns. Es geht ein schwacher aber spürbarer Wind aus südlicher Richtung. Die Lufttemperatur ist nahe zwanzig Grad und die Sonne scheint ungehindert vom Himmel. Aber das Wasser ist empfindlich kalt und der Gegenwind produziert reichlich Spritzwasser. Hier ist unsere Entscheidung, keine Paddeljacke anzuziehen, hart an der Grenze des Zumutbaren. Aber - harte Kerle wie wir sind, murren wir nur verhalten und hoffen, bald in die Abdeckung der Prinzeninsel zu kommen.
Apropos blauer Himmel - es ist tatsächlich kein einziger Chemtrail ist am Himmel zu sehen! Da stellt sich doch ganz automatisch die Frage, ob die Regierung vielleicht die geringe Wirksamkeit ihres Plans eingesehen hat, die Bevölkerung über das Ausbringen von Chemtrails zu vernichten. Und daran schließt sich dann folgerichtig die Frage an, ob sie nicht dazu übergegangen sind, es ab jetzt mit Viren zu versuchen! Man weiß es nicht.
Die Rohrdommelbucht ist voller Taubenhaucher und die Umtragestelle hinter dem Campingplatz durch eine Sohlgleite ersetzt, die man hinunterfahren kann. Als wir auf die Engstelle zufahren, sehen wir im glasklaren Wasser hunderte von riesengroßen Karpfen uns entgegen schwimmen. Es hört gar nicht auf und da am Ende ja die Sohlgleite ist, wirkt es, als würden die Fische irgendwie aus dem Boden quellen.
Durch die beiden nachfolgenden Seen auf den Kleinen Plöner See zu gelangen, ist etwas verwickelt, weil man die Durchfahrten nicht auf Anhieb findet. Aber wir schaffen das! Bevor der See sich am Ende dann zur Schwentine formt, machen wir an einem Badesteg Pause. Die Schwentine zeigt dann gleich, was ein echter Strom ist und spült uns flott in den Kronsee, dann in den Fuhlensee und schließlich am wunderschönen Gut Wahlstorf vorbei in den Lanker See.
Hier stelle ich mit Erstaunen fest, dass es das erste Mal ist, das ich mit einem Seekajak die Schwentine befahre. Bislang hatte ich das immer nur in einem Faltboot gemacht. Und es ist so viele Jahre her, dass ich die ganzen baulichen Veränderungen wie die Rollrutsche und die Sohlgleite in Plön oder die neue Brücke bei Wahlstorf ohne das elende Aalreusen-Wehr noch gar nicht kannte. Durch die lange Zeit ist mir leider auch komplett die Erinnerung an die Geographie des Lanker Sees abhanden gekommen. Ich hatte gedacht, dass man von Wahlstorf kommend einfach um die Ecke muss und schon befindet man sich im immer enger werdenden Schlauch, der einen am Ende automatisch durch Preetz presst. Aber weit gefehlt: nach dem "um die Ecke" bieten sich unzählige Möglichkeiten, sich zu verfahren. Zum Glück weiß Jörg ziemlich gut, dass wir dicht rechts an der bereits zu erkennnenden Badeanstalt vorbei müssen. Und wir wissen beide, dass wir die in der Ferne zu sehende Klosterkirche links passieren müssen.
In Preetz sieht man an den Ufern sehr gut, dass der Wasserstand hier bis vor kurzem noch einen guten halben Meter höher gewesen ist. Dann ist das Hindurchkommen unter den Brücken nicht ohne weiteres möglich - man müsste zu Techniken greifen, die wir auf der Hagener Au praktiziert haben, die ich hier aber nicht weiter erläutern will! Der Fluss fließt flott mitten durch das kleine Städtchen - und macht irgendwann unvermittelt eine neunzig-Grad Biegung, so dass wir die Klosterkirche letztlich doch rechts passieren!
Ab hier ist die Schwentine nur noch Fluss ohne zwischengeschaltete Seen. Sie ist ein wunderschöner, unverbauter Strom in einer sehr ursprünglichen Form. Ich hatte schon fast vergessen, wie schön sie ist, und wie angenehm zu fahren. Ich muss das öfter machen! Dadurch, dass sie in ihrem Bett weitestgehend in Ruhe gelassen wird, ist auch die Natur an ihren Ufern noch in einer sehr urwüchsigen Form. Das wissen auch die Vögel zu schätzen.
Auf unserer Tour haben wir eine große Vielzahl auch nicht so häufig anzutreffender Arten gesehen: Neben ewig meckernden Grau- und friedlichen Kanadagänsen, jede Menge Mittel- und Gänsesäger, ungezählte Schellenten, Taubenhaucher, Kibitze, sechs Eisvögel, drei Seeadler, einen Kranich, einen Roten Milan und einen Silberreiher. Ach ja - und eine hohe dreistellige Anzahl von fetten Karpfen! Sind vielleicht keine Vögel - war aber auch beeindruckend!