Zu Beginn herrschte eitel Sonnenschein |
Wie immer stellt sich die Frage nach der Kleidung, weil es bei der Abfahrt zwar mollig warm ist, die Aussicht auf Gewitterschauer aber damit konkurriert. Wir entschließen uns für leichte Kleidung, führen aber Paddeljacke und Südwester griffbereit mit (auch ich habe ihn diesmal dabei!). Ein kaum spürbarer Südwind unterstützt uns auf dem Weg nach Norden, so dass wir beständig über acht Stundenkilometer fahren, wie mir mein GPS mitteilt. Ich lasse es die ganze Zeit mitlaufen, merke aber erst hinterher, dass ich das Aufzeichnen des Tracks nicht eingeschaltet habe. Das lag schlicht daran, dass ich die kleine Schrift auf dem Gerät nicht lesen konnte und die beiden Optionen "An" und "Aus" verwechselt habe. Ich muss auf lange Sicht mal sehen, wie ich mir eine Brille an die Schwimmweste binden kann. Zum Glück ist Jörg kurzsichtig und ich bin weitsichtig, so dass wir uns im Ernstfall, sollten wir beide unserer Brillen verlustig gehen, gegenseitig helfen könnten. So ist das, wenn Greise aufs Wasser gehen!
Ankunft in Bülk |
Als wir unsere Rücktour antreten, sind wir noch guter Hoffnung, dass wir es vielleicht komplett im Trockenen zurück schaffen könnten. Es ist lediglich eine einzige Kummuluswolke zu sehen, und die sieht noch nicht sehr bedrohlich aus. Als wir in der Strander Bucht eine Segelyacht überholen, auf der ein Regattaschiedsgericht postiert ist, machen sie uns drauf aufmerksam, dass "Schietwetter aufzieht". Es ist nun nicht mehr zu übersehen, dass sich hinter Schilksee etwas zusammenbraut. Der Wind hat auch deutlich aufgefrischt. Aber es ist noch nicht akut. Ich beobachte die Szenerie die ganze Zeit und muss erkennen, dass es sich - natürlich wie immer - schneller entwickelt, als man glauben will. Da wir recht weit draußen fahren und ich weiß, dass Gewitterböen, wenn sie denn einmal kommen, heftig sind, ändere ich meinen Kurs, um schneller dicht unter Land zu kommen.
Das Wasser kocht! |
In unmittelbarer Nähe zum Strand kramen wir unsere Paddeljacken und Südwester raus. Wir haben sie gerade auf, da setzt auch schon heftigster Gewitterregen ein mit böigem Wind aus einer um 180 Grad geänderten Richtung. Es grummelt auch schon, aber wir wollen, solange es geht, noch weiterfahren. Hier gibt es absolut keine Möglichkeit, sich unterzustellen. In ein paar hundert Metern ist eine Segelschule, dort könnten wir mehr Glück haben. Während wir im komfortablen Schutz des Steilufers durch den fulminanten Regen paddeln, beobachtet Jörg eine Jolle, die von einer Bö jäh umgerissen wird. Die beiden Segler schwimmen im Wasser Richtung Ufer. Sie könnten es leicht schaffen, aber sie versuchen, ihre Jolle zu ziehen und gegen die heftigen Böen haben sie nicht den Hauch einer Chance. Als ich sehe, dass sie mit der Jolle rausgetrieben werden, fahre ich hin. Das Wasser ist immer noch zu kalt, um hier lange Spierenzchen zu machen. Die beiden wollen ihre Jolle aber nicht aufgeben und bitten mich, ihnen beim Ziehen zu helfen. So schleppen wir unerwarteter Weise ein Segelboot hinter uns her und ich ärgere mich, dass ich mein erstklassiges Schleppgeschirr zu Hause gelassen habe und stattdessen mit einer zweitklassigen Gummileine von Jörg agieren muss!
Da hinten war eben noch Schilksee! |
Nach der Front klart die Sicht in wenigen Minuten auf und der Wind legt sich wieder. Den Rest der Strecke legen wir wieder bei bestem Wetter zurück. Die schöne Tour wird mit einem Stück Kuchen und Kaffee bzw. Kakao im Pennekamp gemütlich beendet. Erst als ich mit dem Fahrrad nach Hause fahre, werde ich von einem ausgedehnten Wolkenbruch geduscht.