Die Vorhersage in den vergangenen Tagen schlug wie der Schwanz eines Hundewelpen hin und her - aber letztlich kristallisierte sich für den Sonntag ein stark nachlassender Wind aus nördlichen Richtungen heraus. Wind aus Nord - und Wassertemperaturen im zweistelligen Bereich - das ist für Jörg und mich seit jeher eine elektrisierende Mischung! Da sollte doch was gehen!
Beim Essen für die Helfer des Abpaddelns, am Dienstag vorher, hatte Nina mir noch offenbart, dass sie mit dem Gedanken spielt, sich zum "Tidal races"-Kurs von Trenk anzumelden. Daraufhin habe ich ihr etwas davon erzählt und gleich ein paar Videos von You-Tube gezeigt. Am Ende des Abends trudelten die Anmeldungen der "ewigen Drei", Maditha, Nina und Olav, bei Trenk ein!
Da alle drei noch nicht wirklich als erfahren in "bewegtem Wasser" bezeichnet werden können, haben Jörg und ich uns gedacht, dass wir ihnen Gelegenheit bieten sollten, sich darin zu bewähren. Also luden wir sie ein, uns an den Strand von Schönberg zu begleiten.
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Innerhalb des roten Rahmens waren wir auf dem Wasser |
Bevor wir aufs Wasser gehen, rufe ich noch einmal unsere Kleingruppe zusammen und gebe die Devise aus, dass bei unserer Aktion Sicherheit das oberste Gebot ist, und dass wir auf jeden Fall zusammenbleiben müssen und keiner alleine irgendwo hin fährt. Ist allen klar und akzeptiert!
Ich schiebe alle ins Wasser und gehe als letzter hinterher. Als ich durch die ersten kleinen Brecherchen steche, mache ich mir keine großen Gedanken, dass sie mich aus dem Gleichgewicht bringen könnten. Aber plötzlich erschrecke ich mich doch: meine ganze Aufmerksamkeit gilt den von vorne heranrollenden Wellen, der Wind kommt jedoch genau von der Seite - und eine kräftige Bö bringt mich tatsächlich so aus dem Gleichgewicht, dass ich unerwartet stützen muss!

Aber die andere Richtung wird noch nicht ganz so souverän beherrscht. Zuerst haut es Nina rein, die seitlich von einer Welle erfasst wird und den Angriff anfangs lässig abwehrt. Aber schließlich hat sie das Paddel und das Gewicht auf der falschen Seite und es folgt, was in solchen Fällen immer folgt: sie schwimmt neben ihrem Boot.

(Das volle Video habe ich zu Vimeo hochgeladen)
Einige weitere Brecher rütteln mich durch, aber ich schaffe es, das Boot festzuhalten, schließlich parallel zu meinem zu bringen und die Paddel einzusammeln. Ich habe reichlich Zeit dazu, denn Maditha versucht zwar, mich schwimmend zu erreichen, aber der Wind bläst mich schneller fort, als sie schwimmen kann. Selbst als sie im flacheren Wasser stehen kann, dauert es noch unendlich lange, bis sie endlich mein Boot erreicht. Wir sparen uns den Wiedereinstieg, weil wir mittlerweile recht nahe am Ufer sind und es einfacher ist, das Boot dort auszuleeren und einen geordneten Neustart hinzulegen.
Am Ufer findet sich eine interessante Konstellation: eine flache Sandbank ist durch den hohen Wasserstand überspült und dahinter hat sich ein tiefes Loch gebildet, in dem das Wasser fröhlich rotiert. Als ich da hinein fahre, um zu sehen, wie Maditha an Land zurecht kommt, drücken mich Strömung und Wind schließlich in den Drahtzaun, der die anschließende Wiese umgibt. Mir bleibt nichts anderes übrig, als auch auszusteigen.
Die anderen sind mittlerweile zu einer kleinen Zwischenpause an den Strand gefahren, und Maditha und ich gesellen uns dazu. Ich bitte noch mal alle darum, enger zusammenzubleiben und dass sich im Falle einer Kenterung alle zum Kenterling begeben sollten, damit wir dann mehr Optionen bei der Rettung haben. Danach paddeln wir wieder alle vier und vergnügen uns noch eine gute Weile in den Wellen, bis Maditha ein zweites Mal abtaucht. Ich bin diesmal am dichtesten dabei und eile zur Assistenz. Als ich sie erreicht habe, blicke ich mich um und sehe, dass meine Worte Gehör gefunden haben: die vier anderen kommen heran - allerdings allesamt im Wasser schwimmend!
Jörg hat einen Riesentopf Kohl mit reichlich Fleischeinlage vorgekocht. Über den machen wir uns jetzt her. Allerdings handelt es sich bei den "ewigen Dreien" auch um ewige Vegetarier, weshalb die zwei Verbleibenden nicht die ganze Menge schaffen. Substantiell gestärkt stürzen Jörg und ich uns noch einmal in die Fluten, aber der Wind hat deutlich nachgelassen und die Wellen sind spürbar kleiner. Trotzdem haben wir noch jede Menge Spaß. Schließlich schmeiße ich mich auch noch einmal rein, um wenigstens einmal meine Rolle bemühen zu müssen. Zuerst bin ich ziemlich überrascht, dass es unter Wasser dermaßen dunkel ist. Aber das war letztlich vorhersehbar, so trübe wie das Wasser ist. Der Ansatz meiner Rolle ist etwas schludrig und halbherzig, so dass ich gleich wieder drin liege. Erst bei meinem dritten Versuch bin ich konzentriert genug, dass es klappt. Auch das muss ich viel öfter üben, damit es selbstverständlicher wird.
Am Ende eines wunderbaren Tages packen wir die immer noch frierende Nina ein und fahren unter einem bleu-rose Himmel zufrieden nach Hause!