Dienstag, 10. Juni 2025

Klein ist die Seekajak-Gemeinde!

 

Windwerte zu Pfingsten auf Hooge
Eigentlich — Moment mal, hatten wir das nicht gerade?

Eine EPP-4-Prüfungsfahrt zu Pfingsten hatten Elke und ich schon im vergangenen Jahr verabredet. Hooge hätte es eigentlich sein sollen. Aber Hooge ist an diesem Pfingsten nicht gut (per Kajak) zu erreichen, der Wind dort soll nach der Vorhersage durchgängig mit sechs bis sieben Beaufort blasen. Dafür soll es fast jeden Tag regnen. Also überlegen wir noch einige Alternativen und wählen schließlich den Jadebusen als Revier und den Wilhelmshavener Kanu-Klub als Standquartier.

Leider liegt zwischen meinem Heimatstandort und Wilhelmshaven der Elbtunnel — und gefühlt verbringen außer mir auch alle anderen Kfz-Besitzer den Freitag vor Pfingsten auf der Autobahn. So benötige ich für die Hinfahrt über fünf Stunden! Ich fahre nie wieder Pfingsten durch den Elbtunnel!

Die übrige Truppe sitzt bereits gemütlich in der "Messe" des Vereinsheimes beieinander, als ich ankomme. Ich baue kurz mein Zelt auf und geselle mich dazu. Es sind neun Personen, die da aus allen Ecken der Republik zusammen gekommen sind. Elke und Susanne kenne ich bereits. Dann sind da noch Hannes, der wie die beiden aus Bremen kommt, Sven und Güli aus Hannover, Antje aus Unna, Martina und Ralf aus Hamburg und Christoph aus Bremerhaven.

Als erstes merke ich bei der Vorstellung, dass ich Martina bereits kenne. Ich habe an ihrem Online-Abend über Angst teilgenommen, den sie für die Salzwasser-Union ausgerichtet hat. Außerdem hat sie im Wesentlichen in der Schweiz das Seekajakfahren gelernt —  bei Rene, den ich wiederum mal auf Anglesey getroffen habe. Da mir auch Christoph so bekannt vorkommt, forschen wir gemeinsam etwas nach und finden heraus, dass wir beide vor zwei Jahren am Treibgut-Seminar des BKW teilgenommen haben.

Elke präsentiert mir ihre Idee für die kommenden Tage. Das sind ambitionierte Ziele, und die Wettervorhersage hat nicht gerade liebliche Winde im Angebot. Ich bin etwas verhalten, den Plan uneingeschränkt gutzuheißen. Dafür kenne ich die Truppe zu wenig, und das Wetter ist noch etwas unsicher. So entgegne ich auf den beschwichtigenden Kommentar für die geplante Fahrt nach Baltrum: "Ist doch nur eine Stunde!" mit "Sagen wir lieber: Es sind sieben Kilometer!".

Die Teilnehmer — und damit Prüfungsaspiranten — erklären mir noch den Plan für morgen in allen Details: Mit dem Auto nach Horumer Siel, dann östlich um das Minsener Oog herum, durch das Fahrwasser nach Wangerooge zum alten Anleger und durchs Wattfahrwasser westlich des Minsener Oogs zurück nach Horumer Siel. Die Tide lässt ein Aufstehen zu christlicher Zeit und ein gemütliches Frühstück zu. So liebe ich Fahrtenplanung: einfach nur dasitzen und anhören, was andere ausgearbeitet haben 😊.

Im Hafen von Horumer Siel ist einiges an Fußmarsch zu absolvieren, um Boote und Ausrüstung vom Parkplatz an einen Ort zu schaffen, wo wir ins Wasser gehen können. Leider hat der Füßling meines Trockenanzugs im Neoprenschuh eine Falte geschlagen. Mein kleiner Zeh wehrt sich wacker gegen die Angriffe der Falte — muss aber schließlich den Klügeren spielen und sich mit der Bildung einer Blase geschlagen geben.

Wir lassen die Boote südlich der Buhne an der Steinkante zu Wasser. Das ist wesentlich angenehmer als nördlich davon, wo zwar ein Sandstrand ist, dahinter aber ekliges Schlickwatt lauert. Zur unfallfreien Abwicklung bilden wir eine Kette und reichen die Boote von hinten nach vorne durch. So muss niemand mehr als nötig über die rutschigen Steine latschen.

Nachdem wir den Flachwasserbereich verlassen und in die Nähe des Fahrwassers kommen, erreicht unsere Geschwindigkeit fast durchgängig zweistellige Werte. Auch die Wellenhöhe macht dem Begriff "Seekajak-Tour" allmählich Ehre. Selbst als der Führungsauftrag von Susanne auf Christoph übertragen wird und wir eine Weile antriebslos auf der Nordsee dümpeln, weil wir erst mal neu eingenordet werden, beträgt die Geschwindigkeit immer noch 4 km/h. Fast müssen wir befürchten, viel zu früh an unserem Zielpunkt anzukommen.

Aber schon bald müssen wir hinter dem Minsener Oog nach Westen einschwenken und damit gegen den Strom fahren. Während wir einschwenken, kann man an der nahen Untiefentonne wunderbar erkennen, wie wir vehement nach Norden versetzt werden. Ohne solche Referenzobjekte hat man keine Chance, seine Abdrift zu erkennen. Gut — man könnte ein GPS-Gerät benutzen, aber das wäre zu einfach.

Wir sind recht knapp hinter dem Minsener Oog abgebogen, um etwas über den Wattrücken abzukürzen. Darauf sind zwar schon weiß brechende Wellen zu erkennen, aber es sieht aus, als wenn da noch genug Wasser für uns drüber steht. Das stimmt auch für fast alle! Nur Hannes muss irgendwann erkennen, dass er sein Boot ein Stück tragen muss, wenn er nicht sechs Stunden auf das Einsetzen der nächsten Flut warten will.

Die Pause auf dem Trittstein auf Wangerooge ist nicht wirklich gemütlich. Die Sonne hat sich hinter Wolken versteckt, es geht ein frischer Wind und immer wieder setzt Regen ein. Dafür kann hier jeder vorführen, was er oder sie als Wetterschutz mitführt. Es wird eine bunte Schau der Storm-Cags.

Der Rückweg ist wenig spektakulär, denn der Wind bleibt hinter der Vorhersage zurück und wir fahren durchgängig durch flaches Wasser. 

Für den Sonntag war eigentlich geplant, Incidence-Management im Nassau-Hafen zu üben. Da der Wind aber nicht gar so garstig werden soll, wollen wir einfach den Jadebusen nach Osten überqueren und vor Eckwarderhörne Rettungsübungen machen. Dort haben wir dann wenigstens Wind und Wellen, was ein viel realistischeres Szenario verspricht.

Jeder Teilnehmer soll einmal als Schwimmer und einmal als Retter einen assistierten Wiedereinstieg durchführen. Da uns der Wind mit Macht auf die nahe Steinschüttung drückt, muss gleichzeitig jeweils ein Dritter dafür sorgen, die beiden Agierenden vor der Kollision mit dem Ufer zu bewahren. Alle meistern die Aufgaben ohne Probleme, aber man sieht, dass sie dabei auch eine Menge lernen, denn so oft übt man das nicht unter solchen Bedingungen. Besonders der Schleppbeauftragte muss feststellen, dass es alles andere als einfach ist, hier seine Leine schnell und wirkungvoll einzusetzen.

Am Ende demonstriere ich noch mal die "Hand of God"-Technik. Dabei ist mir Martina ein williges "Opfer", die überhaupt keine Probleme damit hat, sich bewusstlos zu stellen und mit dem Kopf unter Wasser geduldig zu warten, bis ich sie wieder hochhole! Respekt! Einige der Teilnehmer wollen das danach auch noch mal üben. 

Auch wenn man hier durchaus durch Üben besser werden kann, wir sind uns alle einig, dass wir nicht wünschen, diese Technik einmal wirklich zu benötigen. Insbesondere das Anfahren an das Opfer dauert so lange, dass ich hoffe, dass man im Zustand der Bewusstlosigkeit besonders entspannt ist, um unter Wasser auf das Eintreffen des Retters zu warten!

Bei der Rücktour müssen wir uns gegen den Wind quer zum jetzt voll ablaufenden Wasser nach Westen kämpfen. Das beschert und einige interessante Wellen. Und man sieht an unserer GPS-Spur, wie wir mit Eintritt in das Fahrwasser deutlich nach Norden versetzt werden.

Die ursprünglich angedachte zweitägige Tour nach Baltrum haben wir einvernehmlich gegen eine Fahrt nach Dangast eingetauscht — auch wenn wir dafür diesmal schon um unchristliche sieben Uhr aufstehen müssen!

Vom Nassauhafen aus startend ist die Herausforderung hier im wesentlichen, den Priggenweg zu finden, der einen direkt nach Dangast leitet. Hat man in ihn eingefädelt, ist es keine große Tat mehr, das Ziel zu erreichen. Allerdings muss man hin und wieder noch mal auf Ausflugsboote und die Sportschifffahrt achten. Da waren die Teilnehmer aber dermaßen achtsam, dass ich immer Schwierigkeiten hatte, das gemeldete, sich annähernde Boot überhaupt auszumachen. Der Alarm kam nämlich immer schon, wenn es sich praktisch gerade über die Kimm geschoben hatte. Mit diesem Ansatz käme ich auf der Kieler Förde nie aus dem Alarm-Modus heraus, weil einfach die Verkehrsdicht dort so viel höher ist. Aber es schadet ja nicht, wenn man frühzeitig warnt und dann alle Zeit der Welt hat, die weitere Entwicklung der Annäherung zu beobachten.

Was ich bei der Annährung an den Badestrand von Dangast beobachte, lässt mich leicht ins Grübeln kommen. Ich kann mich einfach nicht des Eindrucks erwären, dass ich da etwas Unanständiges erblicke. Nachdem Anlanden vergewissere ich mich gleich — aber mein Unglauben wird nur durch Ratlosigkeit eingetauscht: da steht tatsächlich die Skulptur eines überdimensionalen, in Stein gehauenen Phallus am Strand zwischen flanierenden Touristen und spielenden Kindern!

Als wir uns gerade nach einer durch Pflaumenkuchen versüßten Pause für das Briefing zur Rückfahrt versammelt haben, kommt eine ältere Dame auf uns zu und fragt nach unserer Herkunft. Und ob auch SaU-Mitglieder dabei sind. Mich verwundert diese Frage etwas — aber nicht mehr, als sie uns ihren Namen nennt. Sie ist die Witwe des vergangenen Jahres verstorbenen Mit-Gründers der Salzwasser-Union Wolfgang Half. Den kenne ich noch persönlich, und Christoph rückt damit heraus, dass er vor vierzig Jahren als Jugendlicher mal eine Tour mit ihm gemacht hat, bei der sie dann auch in ihrem Garten übernachtet haben.

Und weiß noch jemand etwas über die Familie Thiekötter? Mit denen sind die Halfs früher oft auf Tour gegangen. Nein, niemand weiß etwas über das Schiksal der Thiekötters — aber Güli hat irgendwann das Boot von Frau Thiekötter gekauft und ist hier damit unterwegs!

Frau Half hat so viel zu erzählen und freut sich sehr, dass "junge" Menschen den geliebten Sport weiter betreiben und pflegen, dass darüber einige Zeit ins plattdeutsche Land streicht. Unser eingeteilter Fahrtenleiter für die Rückfahrt wird wegen des ablaufenden Wassers langsam nervös und möchte sein Briefing beginnen. Aber die paar Minuten Verzögerung für so eine liebe Begegnung müssen auch auf Tidengewässern drin sein! 

Wie auf der Hinfahrt machen wir auch jetzt Gebrauch von unserem geringen Tiefgang und folgen dem wild mäandernden Priggenweg nicht von Anfang an. Stattdessen kürzen wir gehörig ab und fädeln erst später in seine Gasse ein. Der Wind frischt auf und kommt nun aus West-Süd-West. Zu meiner Freude lässt der Fahrtenleiter Hannes den Priggenweg irgendwann Priggenweg sein und schwenkt aus ihm heraus. Dadurch gewinnen wir Höhe gegen den Wind, den wir bald durch einen deutlichen Schwenk nach Osten quasi in Rückenwind verwandeln. Ich nutze das gleich, um den einen oder anderen Surf zu genießen.

Je näher wir dem mit einer senkrechten Spundwand befestigten Ufer kommen, desto stärker machen sich die dadurch verursachten Reflexionswellen bemerkbar. Ich glaube nicht, dass Hannes dieser Effekt bewusst war, aber ich bin ihm dankbar, dass er die Gruppe da mitten hinein führt. Dieses "Kopfsteinpflaster des Meeres" ist für mich immer eine Quelle für großen Spaß! Und die Gruppe hat ein weiteres Mal die Gelegenheit, ihre große paddlerische Kompetenz unter Beweis zu stellen — niemand hat auch nur ansatzweise einen angespannten Gesichtsausdruck! Hätte ich anfangs gewusst, welches paddlerische Vermögen in der Gruppe versammelt ist, wäre ich nicht so verhalten gewesen, als Elke mir ihre Planung unterbreitet hat!

Bei der abschließenden Besprechung über die EPP-Würdigkeit der Teilnehmer stellt sich noch heraus, dass ich Antjes Mann auch kenne: mit ihm habe ich vor zwei Jahren eine gute Woche auf Jersey verbracht. Er war der Kandidat, der während meiner Prüfung zum Sea Kayak Leader aus seinem Boot gefallen ist, weil eine gigantische Welle es gegen einen Felsen katapultiert und dann senkrecht gestellt hat. Mit der nächsten Welle flog dann sein leeres Boot in hohem Bogen über den Felsen durch die Luft. So etwas vergisst man nicht!

Wenn man sich die vielen Querverbindungen zwischen den beteiligten Menschen vor Augen hält, die sich auf dieser Tour offenbart haben, dann muss man konstatieren, dass die Welt des Seekajak-Fahrens aus einer überschaubaren Gemeinde gebildet wird.

(GPS-Tracks der Touren hier.)


Sonntag, 1. Juni 2025

Himmelfahrt in der Südsee

Eigentlich... 

Ja eigentlich. Wenn man mal überlegt, wieviel im Leben "eigentlich" ganz anders hätte laufen sollen, könnte man meinen, dass man gar keine wirkliche Kontrolle über den Lauf seines eigenes Lebens hat. Stattdessen passiert immer irgend etwas "eigentlich" gar nicht gewolltes, was sich dann aber in der Summe "mein Leben" nennt.

Eigentlich hätte ich also Pfingsten mit Elke zusammen eine ausgeschriebene Tour durch die Dänische Südsee führen sollen. Aber da gab es zu wenig Meldungen, so dass sie abgesagt werden musste. Aber sowohl für Elke als auch für mich stand fest, dass wir ein fürs Paddeln freigeräumtes Wochenende nicht so leicht aus der Hand geben würden. Elke fragte kurzerhand bei sich im Verein nach Interessenten für eine Begleitung, und ich hab Jörg gefragt. Der war auch gleich begeistert, musste dann aber wegen eines Trauerfalls in der Familie doch zurückziehen.

Die Bremer reisen bereits am Mittwoch vor Himmelfahrt an und übernachten auf dem Zeltplatz Naldmose - ich komme Donnerstag Morgen, wähle den Segelhafen von Fynshav als Startort und parke mein Auto dort. Ich versuchen noch, jemanden zu finden, dem ich irgendeine Parkgebühr aufdrücken kann - aber da ist niemand. 

Elke kontaktiere ich per Funkgerät und erfahre, dass sie und ihre Gruppe etwa zur gleichen Zeit wie ich auf dem Wasser sein werden. Weil mir beim Packen im windstillen Hafen so bärig warm geworden ist, starte ich zuerst ohne Paddeljacke, lege sie aber noch bevor ich den Fährhafen passiere an. 

Direkt danach sehe ich die Gruppe, es sind sieben Paddler. Elke und Frauke kenne ich bereits, und ich freue mich, sie wiederzusehen. Der Plan ist, bis zum Ostende von Avernakö zu fahren und vorher kurz auf Lyö Pause zu machen. Der Wind weht eher lustlos aus westlicher Richtung - mit so zwei bis drei Beaufort. Wie so häufig leider deutlich weniger als anfangs versprochen.

Während unserer Pause auf Lyö zeigt sich ein wunderschöner Halo, der die Sonne zu 360 Grad umschließt. Einen so vollständigen Halo mit einem so großen Radius habe ich tatsächlich noch nie gesehen. 

Beim Vorbeifahren an Avernakö muss ich feststellen, dass die Küstenlinie eine enorme Anziehungskraft auf Paddler ausübt - während ich eher geneigt bin, in gerader Linie auf das Ziel zu fahren, schmiegen sich die anderen recht dicht ans Ufer. Früher habe ich das auch getan, aber mittlerweile hat das Ufer seine Anziehungskraft auf mich verloren. Ich habe ein Segel dabei und bringe es hier zum Einsatz. Im Wesentlichen, um immer mal wieder den Umgang damit zu üben. Der Wind ist nicht wirklich so, dass man ohne Paddelunterstützung auskäme, aber so besteht auch keine Gefahr, dass mich das Segel den anderen davonzieht.

Unser erster Übernachtungsplatz ist der primitive Zeltplatz am Ostende von  Avernakö. Ich denke kurz nach, wann ich hier das erste Mal übernachtet habe - und muss feststellen, dass das genau 30 Jahre her ist. Da waren einige Teilnehmer dieser Tour knapp geboren! Am Himmel schieben sich bizarre Wolkenfetzen zusammen, was für baldigen Niederschlag spricht. Der ereilt uns auch tatsächlich, als wir unser Abendessen bereiten und einnehmen wollen. Aber er ist nicht so massiv, dass er uns von unserem Vorhaben abbringt. Außer uns bevölkern nur noch zwei junge Dänen in einem skurrilen Spitzzelt den Platz. Aber die genügen sich selbst und sind nicht besonders an Kontaktaufnahme interessiert. 

Vor der ehemals legendären Toilette sind die Büsche in den vergangenen 30 Jahren leider so hoch gewachsen, dass man bei Verrichtung seines Geschäftes leider keinen Meerblick mehr genießen kann. Trotzdem ist es eine Wohltat, so ein Örtchen zur Verfügung zu haben. Man könnte vielleicht noch eine zweite Tisch-Bank-Kombi aufstellen, denn der Platz ist groß genug und wird häufig auch von größeren Gruppen genutzt.

Das Wetter am nächsten Tag ist trocken, leidlich warm und bietet etwas Wind - aus westlicher Richtung. Auch wenn es paradox klingt, aber er kommt uns quasi entgegen, denn wir wollen nach Osten - nach Skarö. Das ist nur ein knappes Dutzend Kilometer entfernt und mit der Unterstützung des Windes sind die schnell zurückgelegt. Manchesmal kommt mancher sogar ins Surfen!

Leider müssen wir im den langen Sandhaken von Skarö herum und dann praktisch gegen den Wind in den Hafen einlaufen. Hier sieht man doch, dass Gegenwindpaddeln bei den meisten nicht zur Lieblingsdisziplin gehört und man froh ist, dass es nur eine recht kurze Strecke ist. Während wir uns auf den Strand östlich des Fähranlegers zuarbeiten, kreuzt ein Schweinswal unseren Weg.

Die beiden Trolley, die der Camping-Platz von Skarö zur Verfügung stellt, leisten uns wertvolle Dienste. Es sind immerhin gute zweihundert Meter vom Strand bis zur Zeltwiese, und mit den Gefährten kann man die vollbeladenen Boote im Handumdrehen dorthin rollern. Ich bin immer wieder angetan davon, wie gut in Schuss und in Stand alles auf dem Campingplatz ist. Der Rasen ist gemäht, der alte Toilettenwagen durch zwei moderne Container ersetzt und der umgebaute Schweinestall - ein Traum! Kühlschrank, Kamin, Herd, jede Menge Bänke und Tische und eine prima Rundumsicht nach draußen. Und alles picobello sauber! Hier kann man notfalls den Weltuntergang abwettern! Lediglich der Preis ist gestiegen und beträgt nun 150 Kronen pro Nase und Nacht. Aber das ist m.E. durchaus angemessen, früher war er eher zu billig!

Weil ein knappes Dutzend Kilometer kein Programm für den ganzen Tag bieten, müssen wir noch etwas unternehmen. Als erstes ist ein Gang zum Cafe fällig, wo es das weltberühmte Skaröer Eis gibt. Das ist wirklich oberlecker - auch wenn sie leider die Sorte Malagga nicht führen! Danach müssen wir die Kirche besuchen, dann zum Südstrand und schließlich den Westteil der Insel umrunden. Das ist nicht ganz einfach, und man muss etwas über glibschige Steine klettern, so dass einige den Expeditionsteil der Tour über eine Wiese umgehen. Beide Gruppen treffen sich dann am Badestrand am Westkapp der Insel. 

Hier ist ein Erfrischungsbad fällig. Ich kann leider nicht mit ins Wasser, weil ich den Vorgang von Land aus fotographieren muss. Man kann halt nicht alles haben im Leben! Zurück im Schweinestall kochen wir komfortabel auf dem Herd mit dem zur Verfügung stehenden Kochgeschirr. Für die Getränke gibt es heißes Wasser aus einem Wasserkocher - was für ein Luxus! Ich werfe meine zwölf mitgebrachten Eierpfannkuchen auf dem Markt - und da sich einige etwas zurückhalten, ist für jeden auch genug da. Zum Abwaschen gibt es heißes Wasser aus dem Boiler - was für ein Luxus! Das einzige Manko hier: im Gras auf der Zeltwiese wohnen Zecken🙁!

Am heutigen Samstag wollen wir bis zum Segelhafen am Westende von Avernakö fahren, um am Sonntag dann von dort aus zurück nach Fynshav zu paddeln. Zum Glück herrscht heute praktisch Flaute, so dass wir das mit der Gegenwindfestigkeit nicht weiter prüfen müssen.

Die kleine Sandinsel Fläskholm passieren wir nördlich. Im flachen Wasser davor sehe ich in der Ferne das Wasser weiß spritzen. Erst denke ich, dass da ein wirklich großer Fisch in zu flaches Wasser gekommen ist und nun zurückrudert. Aber dann taucht ein Seehund auf, der keck zu uns rüberschaut, nur um gleich wieder unterzutauchen und weiter das Wasser umzupflügen. Vermutlich scheucht der damit Krebse und Fische auf - oder er ist einfach ausgeflippt, und es macht ihm Spaß.

Am traumhaften Sandstrand am Nordostende von Avernakö ist eine Pause und wieder ein Erfrischungsbad fällig. Ich muss leider wieder fotographieren... Vom Schweinswal, der hier seine Runden dreht, habe ich aber leider kein Bild gemacht.

Im Hafen von Avernakö ist dann die nächste Pause mit Kaffee und Kuchen fällig. Pause, weil wir uns mittlerweile überlegt haben, dass es klüger ist, heute doch noch ein Stückchen weiter zu fahren. Der Wind soll morgen relativ früh recht ungünstig für eine Querung des Kleinen Beltes werden. Die Bedingungen heute sind aber super günstig, um noch weiter bis Lyö zu fahren.

Die Wettervorhersage für Sonntag sagt erst mäßige Winde aus südwestlicher Richtung voraus, die dann etwa um 11 Uhr deutlich auffrischen und auf West drehen sollen. Das kommt uns diesmal entgegen im Sinne von "von vorne"!. Wir könnten hier die Gegenwindfestigkeit ausbauen - oder sehr früh starten. Wir optieren für sehr früh starten. Dafür sind wir bereits vor sieben Uhr (in Worten: 7 Uhr!) aufgestanden und wild entschlossen, um neun Uhr fertig in den Booten auf dem Wasser zu schwimmen. Wir schaffen sogar Viertel vor Neun! Wenn es nicht die massiven Steine am Strand, das doch etwas bewegte Wasser und einen damit verbundenen etwas komplexeren Startvorgang gegeben hätte, hätten wir sogar halb neun geschafft!

Draußen auf dem Belt geht tatsächlich etwas Seegang. Es ist nichts schlimmes, aber die Gruppe ist eher selten bei solchen Verhältnissen unterwegs und die Bedingungen nicht gewohnt. Aber bis auf das Gefühl, dass es sich ungewohnt anfühlt, hat niemand ein Problem damit - aber alle haben Spaß daran!

Pünktlich, wie der Wetterbericht es vorhergesagt hat, setzt etwa einen Kilometer vor dem Ziel stärkerer Wind ein, der uns genau ins Gesicht steht. Unsere Geschwindigkeit fällt dadurch auf gute drei Ka-Em-Ha zurück. Wären wir heute Morgen von Avernakö gestartet, hätten wir den ganzen Tag für die Rückfahrt benötigt! Und wir hätten richtig arbeiten müssen! Vielleicht wäre wir sogar nie angekommen! So kann sich die Gruppe bei ihrer Fahrtenleitung Elke bedanken, dass sie so umsichtig agiert hat. Dadurch bleibt uns auch noch Gelegenheit, den Tag und die gesamte Tour bei Kaffee und einem leckeren Stück Kuchen in einer gemütlichen Ecke des Zeltplatzes Naldmose ausklingen zu lassen

GPS-Daten der Tour.