Dienstag, 30. März 2010

Die Trave zur Münde

Klaus-Peter, der Gewissenhafte, fährt die Touren, die er anbietet, immer im Vorhinein ab. Diesmal soll der letzte, noch fehlende Teil der Trave bezwungen werden. Richard und ich haben das Angebot zur Mitfahrt dankend angenommen.

Allerdings ist dieses Angebot mit der unangenehmen Tatsache verbunden, dass wir um 6:00 Uhr aufstehen müssen, denn Lübeck ist weit und verkehrstechnisch schlecht zu erreichen. Zum Teil geht der frühe Start aber auch auf meinen Wunsch zurück, dass ich abends gerne noch an meinem Schwedisch-Kurs teilnehmen möchte, wenn irgend möglich. Aber für eine schöne Fahrt nehmen wir manches Manko in Kauf.

Wir starten beim Lübecker Ruderklub, wo unsere letzte Tour ihren Abschluss gefunden hatte, und umrunden eben noch die gesamte Altstadt, denn das kostet nichts extra. Vorbei am Holstentour kommen wir wieder zu der Stelle, wo tatsächlich noch Wäsche auf Leinen im Freien getrocknet wird. Ein seltener Ablick heutzutage. Richards Erinnerungen an diese Stelle sind allerdings geringfügig andere: "Hier lag doch damals die Frau im Bikini in der Sonne!".

Aus der Altstadt heraus tauchen wir in ein länger ausgedehntes Industriegebiet, in dem es nach den unterschiedlichsten Dingen riecht: Als erstes nach den Cornflakes der Firma Brüggen, dann nach Zuckerwatte und gebrannten Mandeln unbekannten Ursprungs. Etwas weiter riecht es nach Melasse, was wohl von der Marmeladenfabrik "Schwartau" herrührt. Die Fabrikanlagen an den Ufern machen einen eher verschlafenen Eindruck an diesem Dienstag Vormittag, einzig bei den Speditionen herrscht etwas Leben.

Es wechselt vom Winter noch nicht erwachte Natur mit vom Menschen nach ökonomischen Kriterien optimierten Flächen. Am südlichen Ufer liegt verschlafen das Fischerdorf Gothmund, das aus lauter reetgedeckten Häusern besteht.
 


Auf der anderen Seite beherrschen große Sandhaufen die Szene. Hier stand bis vor kurzem noch die Herrenbrücke, die nun unter Tage verläuft und seitdem Herrentunnel heißt.


Der Wind bläst uns nun ziemlich grimmig ins Gesicht, aber die Landschaft lädt hier auch nicht unbedingt zum Verweilen ein und so kämpfen wir uns wacker an aller Zivilisation vorbei bis zu einem kleinen Sandstrand, an dem wir unsere verdiente Pause machen.
Die Trave wird hier sehr breit, aber die Ufer sind schön hügelig und bewaldet. Am südlichen Ufer gibt es allenthalben schöne Sandstrände, wo man fast überall problemlos Pause machen könnte.

Kurz vor Travemünde macht unser Fluss eine Biegung nach Norden und wir kommen damit endlich in den Genuss eines guten Rückenwindes. Damit sind wir deutlich schneller als bislang. Kurz vor dem Übergang in die offene Ostsee liegt die Viermastbark Passat, die wir uns aus der Nähe ansehen.


Wir verlassen kurz die Trave Richtung Ostsee und legen am frisch geharkten Strand von Travemünde im Schatten des kollossalen Maritim-Hotels an. Klaus-Peter macht sich auf die Socken, mit dem Bus nach Lübeck zurückzufahren und unser Auto zurückzuholen. Währenddessen schleppen Richard und ich unsere Boote in den Kurpark - der bei weitem anstrengendste Teil der Tour! Während wir auf die Rückkehr von Klaus-Peter warten, haben wir Gelegenheit, uns das verhaltene Treiben zwischen Kasino und Kurhaus anzusehen. Im Sommer ist es hier vermutlich nicht halb so beschaulich.

Ich bin Klaus-Peter ehrlich dankbar, dass er immer so schöne Flusstouren anbietet. Ohne ihn wäre ich um etliche Erfahrungen ärmer!



Alle Fotos hier.

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