Samstag, 12. Februar 2011

Die neue Saison wirft ihre Schatten voraus...

In der letzten Zeit gab es viele Gründe, die mich gehindert haben, aufs Wasser zu kommen. Aber es stehen auch Unternehmungen in der Zukunft an, die es erfordern, dass ich schleunigst damit anfange, den sich bildenden Rost aus dem Gebälk zu bürsten.

Eigentlich wollte ich am Sonntag aufs Wasser gehen, aber ich habe mich vom Wetterbericht umstimmen lassen. Das war eine gute Maßnahme, denn der Himmel ist strahlend blau, die Sonne scheint und die Luft ist knackig klar. Allerdings ist es deutlich unter null Grad und es geht ein frischer Wind. Nach Vorhersage hätte der aus Südost kommen sollen, so dass ich wenigstens für die Hintour Rückenwind hätte haben sollen. Aber er stellt sich hier als reiner Ostwind dar. Theoretisch also genau von querab, was aber faktisch Gegenwind bedeutet - und zwar auf Hin- und Rücktour!
Nun gut, ich will ja irgendwie auch gefordert werden, denn in einer guten Woche soll es auf die Nordsee gehen - wenn uns denn  das Wetter und die anderen Imponderabilien günstig gewogen sind. Bei meiner Abfahrt ist der feste Mittelteil des Steges satt unter Wasser. Der hohe Wasserstand wundert mich etwas, denn er ist auf keinen Fall im Gleichgewicht mit den Wetterbedingungen. Der eiskalte Wind ist trotz Fleecemütze unangenehm am Kopf. Hier wäre eine Kapuze Gold wert, aber an meinem Trockenanzug ist nun mal keine dran. Ich ziehe mir die Mütze weit über die Ohren und überlege, wie ich meinen Kopf bei einer längeren Tour besser schützen könnte.

Als ich nach einer dreiviertel Stunde Möltenort passieren, bin ich richtig schön eingepaddelt. Trotz nicht gerade günstiger Bedingungen fällt das Paddel wie von alleine abwechselnd auf beiden Seiten des Bootes ins Wasser und ich komme zügig voran.

Bei meiner Freundin, der Glockentonne, mache ich kehrt. Der Himmel ist ist immer noch strahlend blau, aber die Zirren bestätigen schon, dass meine Entscheidung heute zu fahren, richtig war. Ich bin mit meiner Kondition bis hierher ganz zufrieden, unerwartete acht Stundenkilometer habe ich hingelegt. Die Bewährungsprobe, wie nachhaltig ich dieses Tempo fahren kann,  wird aber der zweite Teil der Tour erbringen. Da die Rücktour gefühlt deutlich länger dauern wird, als die Hintour, verlege ich meine Pause wieder an den Strand von Möltenort. Obwohl die Sonne ziemlich kräftig scheint, wird mir recht schnell recht kalt, als ich am Strand sitzend meine Stullen verdrücke und den heißen Apfelsaft trinke. Als ich mich nach kurzer Zeit wieder ins Boot fädele, habe ich eiskalte Hände und es dauert eine ganze Weile, bis das Leben wieder in die letzte Fingerspitze zurückgekehrt ist.

Es ist zwar ausgesprochen still auf der Förde, aber immerhin sind schon die ersten Segler wieder unterwegs. Ein unerschrockener Windsurfer ist auf dem Wasser und die Wirtschaftskrise ist sichtbar überstanden. Es herrscht wieder Betrieb wie vor den deutlichen Einbruch und die Schiffe ragen nicht mehr so hoch aus dem Wasser. Irgendwann begegnet mir ein seltsames Gefährt - so etwas wie ein "Schiff ohne Unterleib". Es sieht aus wie ein ganz normaler  Frachter, hat aber keine Brücke. So als hätte das Geld am Ende nicht gereicht und man sich gegen dieses überflüssige Zubehör entschieden hat. Stattdessen müht sich am Heck ein Schlepper, dem unvollständigen Etwas einen Sinn zu geben.

Als ich am Steg anlege, ist der Wasserstand um einen guten halben Meter gefallen. Die Förde sucht immer noch ihr Gleichgewicht. Ich hatte es unterwegs schon deutlich gespürt und auch meine Reisezeit lässt keinen Zweifel aufkommen: Zwar geht ein Teil auf meine noch längst nicht optimale Verfassung zurück, aber ein Teil eben auch auf den deutlich spürbaren Gegenstrom. Aber Strom und Wind seien wie sie wollen, wenn ich in einer Woche auf die Nordsee will, muss das Wetter schon deutlich gnädig sein!

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