Dienstag, 2. Oktober 2012

Einheitstour: Bodden bei Gegenwind (4/4)

Für heute steht nichts Aufregendes mehr auf dem Programm. Zurückkommen ist angesagt. Leider liegen zwischen Hier und Da wie bei unserer Herfahrt immer noch knappe dreißig Kilometer und leider kommt auch der Wind aus derselben Richtung wie vor drei Tagen. Das verspricht ein zäher Kampf zu werden. Die Gepäckluken sind mittlerweile spürbar erleichtert durch unseren gesunden Appetit in der Zwischenzeit. Sie wären nahezu leer, wenn wir nur soviel mitgenommen hätten, wie wir auch gebraucht haben. Mit meinem überschüssigen Proviant könnte ich locker noch einmal vier Tage bestreiten.

Beim Abbauen meines Zeltes ist heute der für jede Tour obligate Gestängebruch bei mir fällig. Keine besondere Belastung, keine Gewalt, keine Ungeschicklichkeit - ganz normaler Betrieb und: Knack! Und natürlich ist wieder der Gestängekanal durchstoßen. Ich will ein anderes Zelt!

Wir waren gestern zeitig im Bett und haben wacker bis ungefähr acht Uhr durchgeschlafen, so dass wir satt ausgeruht sind. Pausenplätze sind rar gesät in dieser Gegend, denn der Bodden ist fast durchgängig von einem breiten Schilfgürtel eingesäumt. Da ist eigentlich nur der kleine Hafen mit dem melodischen Namen Kinnbackenhagen und ein paar Kilometer dahinter ein klitzekleiner Sandstrand mit Schutzhütte für Fahrradwanderer. Wir entscheiden uns für eine Unterbrechung an der Schutzhütte. Dort plündern wir noch einmal ein paar Tüten Süßigkeiten und lassen unsere "Trocken"anzüge im Wind trocknen.

Während wir die Sonne genießen, schiebt sich das langsamste Segelschiff der Welt heran. Es hat den Wind genau von hinten, einiges an Segelfläche gesetzt und kommt trotzdem kaum von der Stelle. Keine Ahnung, wie die das machen.

Die restliche Strecke zurück nach Pruchten ist komplett unspektakulär und ereignisarm. Es ist mehr der Trotz, der uns zügig gegen den Wind vorantreibt, als sportlicher Ehrgeiz, besonders schnell sein zu wollen. Wir kommen redlich geschafft im kleinen Hafen des Ortes an, wo die beiden Einheimischen etwas mitleidig auf unsere schmalen Boote schauen, aber sichtlich beeindruckt sind, als sie hören, dass wir bei dem Wind damit in vier Stunden von Barhöft bis hierher gepaddelt sind.

Auf der Rückfahrt kehren wir noch bei Karls Erlebnishof ein. Das ist so eine Art Kleiner-Bauern-Laden nur im Supermarktformat. Peter will dort ein paar Gläser Marmelade erstehen. Bei Rostock biegen wir auf die Autobahn. Nach einer länglichen Weile fällt mir ein Feld mit Solarzellen am Wegesrand auf, die allesamt nach Westen ausgerichtet sind. Ich erwäge kurz, dass sich die Monteure und Betreiber der Anlage eventuell doch nicht geirrt haben könnten und stattdessen unsere Fahrtrichtung vielleicht nicht nach Westen sondern nach Süden weist. "Alles im Lack!", beruhigt mich Peter, um nach einem kurzen Blick in die Straßenkarte etwas die Fassung zu verlieren. Immerhin haben wir deutlich vor Berlin gemerkt, dass wir auf dem Holzweg sind - und das allein an der mangelhaften Ausrichtung einer Solaranlage erkannt! Wenn das nicht eine eindrucksvolle Bestätigung unser überragenden navigatorischen Fähig- und Fertigkeiten ist! Und jede Wette, dass da auf den Hinweisschildern vor dem Autobahnkreuz nur Stettin draufstand - und nicht Lübeck! Vielleicht sollte ich nicht unbedingt wetten - aber mein Ehrenwort geb ich: Da stand nix!!

Alle Fotos der Tour...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen