Sonntag, 16. Dezember 2012

Dritter Advent

Unglaubliche acht Wochen war ich nicht mehr auf dem Wasser! Es gab manches, was mich hinderte, aber an Verlangen war kein Mangel. Heute haben Jörg und ich es endlich geschafft, unsere Boote aus meinem Carport auf sein Autodach zu wuppen und eine Tour zu wagen. Die Prozedur ist noch ungewohnt und bietet einiges Potential für Optimierungen. Uns war es egal wohin, Hauptsache paddeln!

Es ist nicht mehr so bitter kalt wie in den vergangenen Tagen, als ich mir bei minus zwölf Grad auf dem Fahrrad die Finger abgefroren hatte. Heute sind es zwischen vier und fünf Grad - plus! Genauso warm ist auch das Wasser. Der Wind weht den ganzen Tag konstant genau aus Süd mit erträglichen drei Windstärken. Also keine allzu fordernden Bedingungen für etwas aus der Übung gekommene "Best-Agers"!

Als wir unter dem Bülker Leuchtturm losfahren, ist sein großer Bruder, der Kieler Leuchtturm, verschwommen zwar, aber deutlich zu erkennnen. Der Himmel ist nicht jubelnd blau - eher grübelnd grau, aber das ist uns heute egal. Dick eingepackt wenden wir unsere Nasen erst nach Norden und dann nach Westen und sind froh, übers Wasser zu gleiten. Es geht eine leichte Dünung mit uns, die das Vorankommen leicht macht. Außer uns sind im Wesentlichen nur Vögel auf dem Wasser, aber davon Hunderte. Vermutlich in der Mehrzahl Wintergäste, die so "dichten" Publikumsverkehr wie hier nicht gewohnt sind und eine gigantisch große Fluchtdistanz haben. Wir sehen das erste Mal Schwärme von Spießenten, die wir erst nicht erkennen, die sich im Vorbeiflug aber durch ihre charakteristischen Schwanzfedern verraten(*). Sie machen auf dem Wasser einen Heidenlärm, denn sie sind unentwegt und aufgeregt am Kommunizieren.

An der Gefahrentonne vor dem militärischen Sperrgebiet hinter Surendorf machen wir kehrt und paddeln ein Stück zurück, bevor wir im Windschatten unter der Steilküste eine Pause im grüngelben Wasser machen. Hier genießen wir die Wohltaten von Würstchen, Käsestulle und angebranntem Apfelsaft. Danach geht es straks zurück - in geradest möglicher Linie zum Lt. Bülk. Der Wind ist nun etwas gegen uns und die 10 Kilometer, die wir hinaus gefahren sind, sind nicht von allein wieder zurückgespult. Jörg legt ein anspruchsvolles Tempo vor, das ich nicht ganz mithalten kann und auch nicht wirklich will. "Ich wollte, dass es vorbei ist!" sagt er, aber ich glaube, es macht ihm auch Spaß, sich mal wieder etwas anzustrengen. Zwar haben wir vergessen, für unser Auto einen Euro in die Parkuhr zu schmeißen, aber heute gibt's Adventsrabatt und wir finden kein Ticket an der Windschutzscheibe, als wir etwas ungelenk zu unserem Gefährt zurückkehren.

Es ist deutlich diesiger geworden: der Kieler Leuchtturm ist nicht mehr zu sehen und die vorbeifahrenden Frachtschiffe kann man nur noch hören. Aber heute sind wir auch nicht vorrangig wegen des guten Wetters aufs Wasser gegangen!
Ein Anfang ist gemacht: Die erste Tour ohne das geliebte Bootshaus als Basisstation! Es drohen Wiederholungen!


(*) In Wirklichkeit handelt es sich hier um Eisenten. Spießenten kommen auf dem Meer nicht vor.

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