Am Mittwoch war ich lange unentschieden, wie ich mich denn am Abend verhalten würde. Die Windgeschwindigkeit lag konstant bei zwölf bis vierzehn Metern pro Sekunde in der Innenförde und zwischen sechzehn und achtzehn Metern am Leuchtturm. Das entspricht Windstärke sechs bis sieben bzw. sieben bis acht. Die ins Auge gefassten Startpunkte hatten alle ihre Tücken, insbesondere wenn man sie auf die Eignung für eine allererste Begegnung mit solchen Verhältnissen hin bewertete.
In der Bootshalle angekommen, war außer Nina, die sich als einzige auf Arnes Mail hin gemeldet hatte, nur noch Michael aufgelaufen. Auch er hat bisher absout keine Erfahrung mit Brandung und brechenden Wellen. Mein Magen sagte mir, dass es keine gute Idee sei, Anfänger buchstäblich ins kalte Wasser zu schmeißen bei Bedingungen, die sie mit ziemlicher Sicherheit überfordern würden. Ich machte ihnen das so gut es ging verständlich und schlug vor, dass wir uns der Vernunft gehorchend in die Schwentine zurückziehen würden.
Nina fährt sofort in gerader Linie durch alle Wellen und ich fürchte schon, dass sie sich nicht traut zu wenden und ich sie schließlich irgendwo vom anderen Ufer abholen muss. Aber wenig später rauscht sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht an mir vorbei Richtung Ufer! Beide haben einen Heidenspaß, das Surfen zu probieren und stellen sich dabei ausgesprochen geschickt an. Die Wellen sind deutlich unter einem halben Meter und brechen nur an einigen Stellen und auch dort nur mit sehr behutsamem Druck. Es sind einfach ideale Verhältnisse, um erste Erfahrungen mit wirklich brechenden und rauschenden Wellen zu sammeln. Ich bin ganz aus dem Häuschen, dass ich diesen Strand bislang nie für solche Übungen in Betracht gezogen habe.
Nachdem die Beiden eine Weile hin und her gepaddelt sind und diese Übung ihnen keine Schwierigkeiten mehr bereitet, fordere ich sie auf, die weiß schäumenden Wellen seitlich zu nehmen und bewusst das beherzte Stützen zu üben. Michael geht gleich beim ersten Ansatz dazu baden. Das Wasser ist nur hüfttief, was das Ausleeren des Bootes erleichtert, aber der Wiedereinstieg ist nicht viel anders als wenn man schwimmen würde. Auch das eine gute Gelegenheit, so etwas einmal unter realistischen Bedingungen zu üben. Wieder im Boot sitzend, zieht Michael seine Paddelleine hoch - und muss feststellen, dass sich an ihrem Ende leider kein Paddel mehr befindet. Es schwimmt in guten zehn Metern Entfernung im Schaum. Ich könnte ohne Probleme hinfahren und es holen - aber dann läge Michael wieder drin, denn ohne Paddel zur Stabilisierung bleibt man hier nicht lange aufrecht. Also lasse ich ihn sich hinten an meinem Boot festhalten und manövriere uns zusammen zu seinem Paddel.
Wir nutzten auch noch die etwas frischeren Wellen auf der nördlichen Seite des Falkensteiner Dampferanlegers, aber nach einer Stunde auf dem Wasser blies ich zum Rückzug. Die Abstände zwischen den Kenterungen wurden nun kürzer und beide zeigten deutliche Ermüdungserscheinungen. Der mühseligste Teil war dann aber doch das Zurückschleppen der Boote über diesen unkultiviert breiten Strand zum Auto. Aber unser Grinsen im Gesicht hielt an und hatte sich tief in unser Inneres eingebacken!
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