Zusammen mit einer beträchtlichen Horde Segelyachten zwängen wir uns durch das Nadelöhr Schleimünde. Wir müssen sogar etwas zickzack fahren, um nicht mit einem der vielen weißen Rümpfe in Konflikt zu geraten. Einmal draußen nehmen wir geraden Kurs auf Bülk: 156 Grad. Aber genau genommen muss man gar nicht auf den Kompass schauen, sondern einfach nur dem Pulk der zahllosen Segler folgen, dann kann nichts schief gehen. Allerdings ist das mit dem Folgen insofern schwierig, als wir einen klitzekleinen Tuck schneller sind als unsere windabhängigen Gefährten. So lassen wir eine Yacht nach der anderen hinter uns, ernten von respektvollem, freundlichem Gruß bis hin zu demonstrativer Ignoranz das gesamte Spektrum möglicher Grußreaktionen.
Mit zunehmender Strecke dreht der Wind immer mehr auf Ost und er nimmt auch etwas zu. Das führt dazu, dass uns nach und nach alle bislang überholten Yachten wieder einholen und davonziehen. Als wir eine etwa zehnminütige Pause einlegen, können wir sehen, wie weit ein Segelboot in so einer vermeintlich kurzen Zeit kommt. Die Bedingungen sind vollkommen harmlos, fast lieblich, aber das schützt nicht vor Überraschungen. Bei irgendeinem harmlosen Manöver verhake ich mich mit dem Paddel im Wasser, so dass ich nur knapp einer Kenterung entgehe. Ich denke, ich hätte es überlebt, aber peinlich wär's schon gewesen.
Wir sind seit drei Tagen druckvoll auf langen Schlägen unterwegs. Auch heute liegt unser Pensum nur knapp unter dreißig Kilometern. Trotzdem sind wir nicht am Ende mit unseren Reserven und halten eine konstante Geschwindigkeit über die gesamte Zeit. Genau vier Stunden nach der Abfahrt in Schleimünde schlagen wir an derselben Stelle an, an der wir am Samstag morgen gestartet sind.
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