Seit einigen Jahren mache ich regelmäßig zum Ende des Jahres eine Wochenendtour vom Klub in die Eckernförder Bucht, übernachte dort und fahre am nächsten Tag zurück. Mit ihr schließe ich das Paddeljahr innerlich ab. Wegen des frühen Sonnenunter- und späten Sonnenaufganges gilt es, eine lange Nacht zu durchstehen. Das wirkt wie geschenkte Zeit - alles kann in Ruhe vonstatten gehen, es gibt keine Tide, die drängt, keine Mitfahrer, die schneller gepackt haben.
Dieses Jahr habe ich die Fahrt immer wieder verschoben. Ursprünglich für Ende Oktober geplant, ist sie dann bis ans Ende des November gerückt. Entweder war das Wetter grausam, meine Erkältung allzu arg oder Marie-Theres legte ihr Veto ein, weil für die Firmung noch zu viel vorzubereiten war. Dank der Wirtschaftskrise hatte ich am Montag einen Tag frei wegen Kurzarbeit, und die Idee, die Tour von diesem Sonntag bis zum Montag zu legen, hätte nicht besser gewählt sein können! Nach Wochen gräßlichsten Wetters mit schwerem Wind war es zwei Tage hintereinander trocken. Sogar die Sonne kam heraus - und in der Nacht herrschten laue sieben Grad!
Da um 16:00Uhr bereits Sonnenuntergang ist und die Strecke etwa 30 Kilometer beträgt, wollte ich möglichst frühzeitig losfahren, um mein Zelt nicht im Dunkeln aufbauen zu müssen. Auf der Hinfahrt herrschte mäßiger Südwind, der mich bis Bülk deutlich schob. So habe ich nicht einmal vier Stunden Fahrtzeit benötigt, und war schon um halb drei vor Ort. Da war es nicht überraschend, dass bei dem guten Wetter noch reichlich Spaziergänger den Strand bevölkerten.
Es herrschte eine wunderschöne ruhige Stimmung und auch ich bin lange am Strand spazieren gegangen, bis ich mich in meine Hütte verzog und meine Tortellini zubereitete. Einen Großteil der "geschenkten" Zeit verbrachte ich auch damit, die kleine Katastrophe auszubügeln, die mir auf der Hinfahrt passiert ist: Da ich alleine unterwegs war, brachte ich mein Boot mit dem Bootswagen von der Halle zum Steg. Also musste ich den Bootswagen wieder zurück in die Halle bringen und diese abschließen. Da ich den Schlüssel in meine 120%ig wasserdichte Tagesluke werfen wollte, hatte ich den Deckel nur lose drauf gelegt. Leider hatte ich den Schlüssel auf dem Rückweg von der Halle zum Steg an meinem Karabinerhaken vergessen und ihn nicht mehr in die 120%ig dichte Luke getan. Mit nur lose aufgelegtem Deckel ist die Luke aber nicht einmal zu 20% dicht und so teilten sich schätzungsweise gute drei Liter Salzwasser die Tagesluke mit meinem Müsli, Brot, Portmonnaie, Radio, Handy, Klopapier und was sonst noch so auf gar keinen Fall feucht werden soll! Trotz der dramatischen Umstandes war ich überrascht, wie wenig durch dieses Missgeschick letztlich verdorben ist: Nur mein TCM-Radio hat mir meine Laxheit übel genommen! Alles andere war entweder so gut verpackt, dass es unbeschadet blieb oder hat die kleine Dusche dankenswerter Weise unbeschadet überlebt!
Am Montag ging es wieder zurück. Es herrschte die vorhergesagte Flaute. In der Eckernförder Bucht sind um diese Jahreszeit viele Seevögel versammelt - vorwiegend Eiderenten. Sie haben durchweg eine sehr hohe Fluchtdistanz und fliegen schon auf, wenn ich noch hunderte von Metern entfernt bin. Da gibt es keine Chance, ihnen auszuweichen. Aber damit müssen sie leben lernen.
Da ich keine Eile hatte, bemühte ich mich, ein nachhaltiges Tempo zu fahren. Zwar kannte ich die genauen Entfernungsangaben nicht, aber nachdem ich Bülk in weniger als zwei Stunden erreicht hatte, wusste ich, dass das ich ziemlich zügig unterwegs war. Was mich mit großer Zufriedenheit und auch einem bisschen Stolz erfüllte, war die Tatsache, dass ich auch den Rest der Strecke mit demselben Tempo durchgefahren bin. Das war im Schnitt fast siebeneinhalb Stundenkilometer über einen Zeitraum von vier Stunden - mit vollbeladenem Boot! Das macht Mut für weitere Langstreckenunternehmungen.
Bei dieser Tour kommt mein neuer Trockenanzug das erste Mal zum Einsatz. Ich bin in der Summe ganz zufrieden. Das wirklich ernste Problem mit dem rückwärtigen Reißverschluss habe ich zufriedenstellend gelöst, indem ich eine gut zu fassende Schnur an den Toggel binde und ihn damit über den Rücken öffne. So kann ich ihn also auch auf Solotouren nutzen und muss nicht das nächste Haus aufsuchen und jemanden bitten, mich aus meiner Pellerine zu befreien. Natürlich waren meine Sachen nicht wirklich trocken, aber nach vier Stunden schweißtreibender Paddelei habe ich auch nichts anderes erwartet. Ich werde demnächst mal mit ihm eine Kenterung vornehmen.
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