Die klassische Variante der Tour hätte uns heute zu den Ochseninseln gebracht. Aber da stand der Wind dagegen. Also Alsen!
Der Morgen ist wunderschön und der Zeltplatz auch und das Frühstück sowieso. Und so brauchen wir wieder länger als gedacht, aber zum Glück nicht länger als nötig. Die Steine, über die wir unsere Boote ins Wasser tragen müssen, sind glitschig und wir müssen arg aufpassen, dass uns hier nicht vorzeitige das Ende der Tour ereilt. Zum Glück steht keine Welle auf unser Ufer, so dass das Einsteigen vollkommen problemlos ist.
Die Bucht Vemmingbund zu queren, dauert nicht lange. Hier kann man häufig Schweinswale sichten, aber die trauen sich nur raus, wenn das Wasser absolut glatt daliegt, nicht wenn es so bewegt ist, wie heute. Es ist wie mit den Sternschnuppen, die kommen auch nur nachts raus! Kurz vor Sonderburg ist eine kleine Wasserfläche mit vier roten Bojen markiert, innerhalb derer eine Schar Optimisten emsig hin- und herkreuzt. Wir wollen lässig außen an dem Areal vorbeifahren, um die Nachwuchssportler bei ihren Manövern nicht zu stören. Aber plötzlich entdeckt uns die Besatzung des Begleitbootes und es rauscht mit voller Fahrt auf uns zu. Die Segler üben den Start einer Regatta, bei der man ewig vor der Startlinie kreuzt, um sie dann genau zum vorher festgelegten Zeitpunkt - also möglichst nicht viel später aber auf keinen Fall früher - zu kreuzen. Wenn wir unseren Kurs und Geschwindigkeit so weiterfahren, paddeln wir exakt zum Startzeitpunkt exakt vor ihrer Startlinie! Wir ändern sofort großzügig unseren Kurs und alles geht gut!
Die Silhoutte von Sonderburg ist sehr abwechlungsreich: Alte Lagerhäuser mit zugewachsenen Dachrinnen wechseln sich ab mit modernen Wohnanlagen direkt am Wasser, traditionelle Handelshäuser der Innenstand mit der futuristischen Architektur der neuen Universität. Man kann die zwei Welten förmlich spüren: das alte fischig verträumte Königreich und den modernen erfolgreichen Staat Dänemark. Vorbei am mondänen deutschen Ruderklub und dem quirligen dänischen Kajakklub schippern wir gemütlich den Alsensund hoch bis zum Rastplatz Arnkil, der im zweiten schleswig-holsteinischen Krieg Schauplatz geschichtsträchtiger Vorgänge war. Hier wollen wir die Nacht verbringen und da eh eine ausführliche Pause fällig ist, bauen wir unsere Zelte schon mal auf.
Da der Tag noch jung ist, wollen wir natürlich noch etwas paddeln und versuchen, ob wir Dyvik, eine schöne Noorlandschaft im Norden des Alsenfjord, erreichen. Auf dem Weg dorthin müssen wir die Route einer Fähre kreuzen, die einmal alle halbe Stunde vom europäischen Kontinent zur Insel Alsen verkehrt. Natürlich ist unser Timing genau so, dass wir exakt mit der Fähre kollidieren würden - wenn wir nicht die Klügeren spielen und warten würden. Bei der Querung des Fjordes haben wir den immer noch erklecklichen Wind von hinten und können sogar ein bißchen surfen üben.
Wir sind schon eine erkleckliche Weile unterwegs und haben allerhand Kilometer zusammengepaddelt und zum Zeltplatz müssen wir auch noch wieder zurück. Ich möchte meine Mitpaddler nicht überbeanspruchen und biete an, am Eingang der Dyvik umzukehren. Birke nimmt dieses Angebot dankend an, aber Karen hat versprochen, dass man ein einiger Entfernung ein Eis essen kann und das wollen sich die anderen nicht entgehen lassen.
Die gesamte Rückfahrt über begeitet uns ein Segelboot, das einen Hauch schneller fährt als wir. Erst als wir in den Alsensund einbiegen, können wir es überholen, weil es wegen des Windes und seines Tiefganges einen erheblich ungünstigeren Weg fahren muss. Als wir an unserem Übernachtungsplatz ankommen, hat Birke einen neuen Rekord aufgestellt: Wir sind heute insgesamt fast 40 Kilometer weit gefahren! Das ist eine beachtliche Tagesleistung!
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