Ich hänge kopfüber unter Wasser. Es ist quasi Winter und das Wasser ist sehr kalt. Ich weiß, dass ich unbedingt hochrollen muss und ein Fehlversuch fatale Folgen hätte. Ich erinnere mich an mein Scheitern damals in Wales, als ich so lange passiv auf die Entscheidung meines Auftriebs gewartet hatte, mich an einer Seite des Bootes nach oben zu bringen. Und dass keine Entscheidung fiel innerhalb der Luft, die ich zur Verfügung hatte. Und dass ich mich von Trenk wie ein Anfänger retten lassen musste. Und trotzdem bin ich vollkommen ruhig und entspannt. Ich weiß zwar nicht, wie es diesmal wirklich ausgegangen ist, denn an dieser Stelle ist mein Traum zu Ende. Aber es stimmt mich schon nachdenklich, dass mir die Begebenheit von vor über zweieinhalb Jahren so lange nachhängt. Es ist nicht allein diese Begebenheit sondern die Summe aus ihr und der Wintertour zusammen mit Trenk und Jörg, bei der wir damals für die Umstände eindeutig zu sorglos waren, dem "Heute solltest du besser nicht reinfallen" der Tour vor zwei Tagen und der Aussicht, morgen mit Trenk eine Tour an gleicher Stelle und zu ähnlicher Jahreszeit wie unsere legendäre Wintertour zu machen. Aber vor allem stimmt es mich zuversichtlich, dass meine Sinne noch funktionieren und mich zur Räson rufen - wenn auch nur im Traum.
Im vergangenen Jahr habe ich keine einzige Tour mit Trenk zusammen unternommen. Nun haben wir uns kurzfristig verabredet, auf der Flensburger Förde paddeln zu gehen. Es soll ein leichter Wind aus West wehen, aber da sich die zuständigen Stellen in letzter Zeit recht häufig recht gründlich zur harmlosen Seite vertan haben, bin ich skeptisch und behalte mir vor, erst vor Ort zu entscheiden, wohin die Reise geht. Vor Ort sieht man, dass sich die zuständigen Stellen wieder einmal vertan haben - diesmal aber zur anderen Seite: Es ist genau gar kein Wind festzustellen!
Somit steht der Plan fest: Nach meinem Ausflug zum Kieler Leuchtturm folgt nur drei Tage später ein Ausflug zu meinem Lieblingsleuchtturm Kalkgrund. Die Förde liegt so plan da, wie ich sie noch nie erlebt habe und das Paddeln ist wunderbar entspannt. Auch deswegen, weil Trenk offensichtlich seine Jahre als Heizsporn durchlebt und abgelegt hat und ein gänzlich gesittetes Tempo hinlegt. Sehr angenehm - so könnte ich auch bis nach Helgoland paddeln.
Auch hier sind außer uns im wesentlichen fröhlich schnatternde Enten auf dem Wasser und auch hier sehen wir wieder einen Tordalk. Am Leuchtturm nutzt Trenk die Gelegenheit, erklimmt das Bauwerk und tut, was er bei einer längeren Tour immer zu tun pflegt: er korrigiert den Wasserstand der Förde. Da immer noch Flaute herrscht, wir noch nicht recht angestrengt sind und auch noch Zeit haben, beschließen wir, statt zurück nach Sonderburg zu paddeln. Aber das ist letztendlich doch etwas arg weit, so dass wir irgendwann mittendrin nach Broager abdrehen und von dort zurück zu unserem Ausgangspunkt. Ohne dass wir es beabsichtig haben, gleicht unsere Spur damit fast einem Quadrat, was mich auf eine Idee bringt: Man könnte doch versuchen, einmal einen möglichst ideal quadratischen Kurs mit vorgegebener Kantenlänge zu fahren - sagen wir 1 Kilometer. Das wären dann in der Summe 4 Kilometer und derjenige mit der geringsten Abweichung hat gewonnen! Natürlich darf man das GPS nur zur Spuraufzeichnung einsetzen, weil das sonst ne Nullnummer wäre. Eine gute Übung für exakte Navigation!
Obwohl das Wasser auch bei der Annäherung an Broager noch spiegelglatt daliegt, können wir keinen Schweinswal sichten. Trenk behauptet, dass die Dinger Winterschlaf halten, aber ich glaube das nicht.
Alle Bilder dieser entspannten Tour gibt's hier.
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