Oben auf der Wetterkarte ragt ein Zipfel aus der Republik heraus, der grüne Landschaft erkennen lässt. Der Rest der Heimat liegt unter schweren Wolken mit reichlich Symbolen für reichlich Regen verborgen. Das ist die Gelegenheit, in dieser an selbigen armen Jahreszeit unsere Boote mal wieder bestimmungsgemäß zu nutzen. Der Wind kommt aus Nordwest, das Wasser hat zweieinhalb Grad ebenso wie die Luft. Und der Himmel ist, wie die Wetterkarte es gestern Abend prophezeit hat, strahlend blau!
Wir setzen wieder am Strand vor Bülk ein. Das Wasser ist blau und grün, aber da ist auch ein brauner Streifen, der sich von der Mole auf die offene Förde zieht. Wir sind uns nicht sicher, ob das einfach Sand ist, der da vertrieben wird, oder ob es sich um eine Abwasserfahne aus dem Klärwerk handelt. Zumindest können wir absolut keine Geruchsentwicklung feststellen, als wir den trüben Bereich passieren.
Die Wellen gehen gleich recht hoch, denn der Wind kommt über das freie Wasser von Damp her. Es sind überall Bäckermützchen zu sehen. Wir fahren leidlich direkt gegen den Wind - ohne festes Ziel, der Sinn steht uns nur danach, Zeit auf dem Wasser zu verbringen, das Wetter, das Wasser und die frische Luft zu genießen. Der Wind weht mit gut vier Windstärken an der Grenze zur Fünf. So etwas verursacht auf der Innenförde nur mickrige Wellchen, hier draußen sind sie über einen halben Meter hoch und unser Boote dürfen sein, was sie sind: Seekajaks!
Nach etwas über einer Stunde drehen wir um. Ein Teil der Eirigkeit dabei ist dem Seegang geschuldet, ein nicht unerheblicher aber vermutlich auch der Wassertemperatur, die eine Unachtsamkeit im wahrsten Sinne des Wortes eiskalt bestrafen würde. Zurück geht es dann deutlich hurtiger. Unsere Geschwindigkeit liegt im Gegensatz zu den fünf Stundenkilometern auf der Hintour nun meist um die neun Stundenkilometer und nicht selten bei deutlich über zehn. Mit zunehmender Dauer legt sich auch die jahreszeitlich bedingte Zurückhaltung und wir nutzen die sich bietenden Surfs immer hemmungsloser. Trotz der deutlichen Unterstützung des Rückenwindes kommen wir bei der Rückfahrt mehr ins Schwitzen als bei der Hintour.
Gegen den Wind ist es ein gleichförmiges Geschäft, bei dem man den Krafteinsatz wohl dosieren kann. Mit dem Wind muss man im rechten Moment alles dreinsetzen, sonst nimmt einen die Welle nicht mit. Und auch dann klappt es nicht mit Sicherheit und man muss dranbleiben und noch einmal kräftig beschleunigen und alles geben! Und wenn der erste Surf dann vorbei ist, kommt gerade wieder eine günstige Welle, die man noch mitnehmen möchte, und man muss alles geben... Am Ende ist man vollkommen fertig, obwohl man ohne diese Keulerei nicht wesentlich langsamer wäre. Aber man hätte nicht halb so viel Spaß!
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