Mit dem Abladen der Boote und sie und uns betriebsfertig zu machen, sind wir mittlerweile recht fix. Nur ein ausführlicheres Gespräch mit einem interessierten Ornitologen verhindert eine rekordverdächtige Zeit. Kaum sind wir auf dem Wasser, meine ich, dass die Sicht besser geworden ist. Ich bilde mir sogar ein, Strukturen am anderen Ufer zu erkennen. Ich habe zwar ziemlich gute Augen, aber im Einbilden, etwas zu sehen, bin ich leider noch besser. Trotzdem ist auch Jörg der Meinung, dass es hier besser aussieht, als der erste Eindruck uns es vorhin weismachen wollte. Da nur moderater Wind herrscht, wollen wir nun doch versuchen, den roten Leuchtturm im weißen Dunst zu finden. Zumindest wollen wir versuchen, die erste Kabeltonne zu finden und dann entscheiden, wie wir weiter vorgehen.
Es dauert nicht lange, da schaukelt das kleine Beiboot des DGzRS-Kreuzers heran. Als die Besatzung uns entdeckt, ändert es seinen Kurs und fährt zu uns ran. Wo es denn hin ginge, ist die Frage. Wir wollen niemanden beunruhigen und erwidern, dass wir ein bisschen raus fahren und eine kleine Tour machen wollen. Es gibt keine weiteren Fragen oder Ermahnungen. Aber man hat seine Aufmerksamkeit und sein Interesse gezeigt. Eine sehr dezente Art, daran zu erinnern, dass ernsthafte Bedingungen herrschen, denen man sich nicht ohne entsprechende Kenntnis und Fertigkeiten aussetzen sollte.
Der Leuchtturm ist zu erkennen - mit viel Phantasie! |
Der Leuchtturm ist zu erkennen - auch ohne Phantasie! |
Wir machen einen großen Bogen um die Lotsenstation. Auf ihrer Ostseite herrscht ein interessantes Kabbelwasser durch die an den Betonsockel klatschenden Wellen, die dort reflektiert werden. Aber unsere regelmäßigen Ausfahrten zeigen Wirkung und wir sitzen sicher und entspannt im Boot. Für den Weg zurück müssen wir uns kurz den Kurs ausrechnen und einigen uns auf 220 Grad. Es dauert eine erhebliche Weile, bis wir die erste Kabeltonne entdecken und sehen, dass unsere Berechnung goldrichtig war. Der Wind weht zwar nur mit guten fünf Metern pro Sekunde aber die Wellen sind, wie Wellen eben sind, wenn das Wasser groß ist und tief, dass sie sich aufbauen können. Aber sie sind rund und gutmütig und die Fahrt ist ausgesprochen entspannt und unangestrengt.
Doch das Frühstück ist lange her und wir sind fast zwei Stunden unterwegs und langsam kriecht der Hunger und der Durst in Magen und Kehle und so werden die letzten zehn Minuten dann doch noch lang. Ich muss mich erst einmal in Jörgs VW-Bus setzen und meine Stulle verdrücken und den heißen Apfelsaft einnehmen, bevor ich mich stark genug fühle, die Boote zu verstauen.
Beeindruckend finde ich die Tatsache, dass die Spuren unseres Hin- und Rückweges fast deckungsgleich verlaufen. Und wir hatten keine Sicht und kein GPS sondern nur unseren Kompass zur Navigation! Ohne Kompass allerdings wären wir vermutlich in Eckernförde gelandet - und auch das nur mit Glück!
(*) Der exakte Kurs von Bülk zum Kieler Leuchtturm beträgt übrigens 43,8 Grad!
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