Gestern Abend zeigten sich noch einige Segler durchaus näher interessiert an unseren Booten und unserer Unternehmung. Ein Folkebootfahrer aus Kiel war regelrecht fasziniert, was man mit so kleinen Booten unternehmen kann und wie seemännisch sie ausgerüstet sind. Auch für den eingewehten Paddler aus Schleswig lagen unsere Teilstrecken eher außerhalb seiner Vorstellungskraft. Allerdings fuhr er auch ein für seine Verhältnisse viel zu großes Boot. Damit würde auch ich weggeweht werden. Ob wir denn bei unserem Weg zurück nach Kiel die Eckernförder Bucht queren würden? Nun, nicht wirklich, war meine Entgegnung, denn beim direkten Weg nach Bülk sieht man die Eckernförder Bucht eigentlich nur aus der Ferne.
Da wir uns die Option offen halten wollen, nicht schon in Bülk unsere Reise für beendet zu erklären, sondern bei Bedarf und entsprechendem Befinden bis zum Klub durchzufahren, sind wir heute etwas früher auf den Beinen. Aber obwohl wir bereits um sieben Uhr aus den Zelten kommen, braucht es bis kurz vor zehn, bis man uns auf dem Wasser schwimmen sieht. Das lag vielleicht mit an meiner strikten Weigerung, beim Frühstück schnell zu machen, aber es hat nicht viel Energie gekostet, Jörg davon zu überzeugen, dass wir weiter auf Urlaub machen und der Tag auch so lang genug ist.
Es herrscht wie vorhergesagt ein leichter Wind aus Ostsüdost. Das kann man zwar nicht wirklich als Gegenwind bezeichnen, aber wir sind froh, dass er so lustlos bläst, dass kaum ein Segler allein auf seine weißen Tücher setzt, um sein Fortkommen sicherzustellen. Natürlich sind sie dadurch allesamt schneller als wir. Der Kurs ist nicht so ganz leicht zu bestimmen. Gewiefte Navigatoren hätten ihn vielleicht vorher mittels Seekarte bestimmt. Aber ganz gewiefte Navigatoren fahren erst einmal los und überlegen dann! Nach einigem Gepeile und Geschätze einigen wir uns auf 150 Grad. Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass ich beim letzten Mal den exakten Kurs im Voraus vermessen hatte und dabei auf 156 Grad gekommen bin! Sagte ich schon, dass wir ganz gewiefte Navigatoren sind?
Zwar ist die Küste des Dänischen Wohlds von Anfang an zu sehen, aber das ist leider nur die Steilküste bei Dänisch-Nienhof, die am weitesten nach Norden ragt. Bülk liegt viel weiter östlich und ist noch längst nicht zu sehen. Ich weiß aber, dass wir die südwestliche Begrenzungstonne des Schießgebietes quasi touchieren müssen, um den korrekten Kurs zu halten. Wir tun genau das und wundern uns über eine Segelyacht, die ungeniert quer durchs Sperrgebiet fährt, obwohl mitten drin ein Marineschiff seine Runden dreht. Als wir knapp am Schießgebiet vorbei sind, nähert sich aus Richtung Damp die "Falshöft" der Wasserschutzpolizei. In einiger Entfernung von und setzen sie ein Schlauchboot auf, das auf uns zufährt. Naja, dann müssen wir ihnen eben freundlich erklären, dass wir sehr wohl wissen, was wir als Paddler hier so weit draußen tun. Aber das Boot prescht an uns vorbei auf eine weitere Segelyacht zu, die sich nicht um die gelben Sperrtonnen gekümmert hat. Eine kurze Lautsprecherdurchsage - und schon sieht man beide Boote eine Weile nebeneinander den Sachverhalt aushandeln.
Nach nicht allzu langer Zeit zeigt sich über dem Horizont ein erstaunlich langer und dünner Pinökel. Wir rätseln eine geraume Weile herum, was das sein kann, stellen verschiedene Theorien auf und finden lange keine Erklärung. Schließlich einigen wir uns darauf, dass das das Marineehrenmal in Laboe sein muss, das aus diesem Winkel betrachtet eben viel schmaler aussieht, als wir es normaler Weise gewohnt sind. Letztlich ist die Erklärung die, dass es sich tatsächlich um das Ehrenmal handelt, das durch die Sichtverhältnisse enorm über den Horizont gehoben und damit gestreckt worden ist. Dasselbe erleben wir auch noch mit dem Kieler Leuchtturm, der irgendwann quasi dreimal so lang ist, wie er gehört. Mit zunehmender Annäherung geht die Streckung zurück und die Objekte erlangen wieder ihre natürlichen Proportionen.
Zwar ist der Gegenwind nicht gewaltig, aber er ist immerhin noch geeignet, dass zwischen Bülk und dem Kieler Leuchtturm eine größere Regatta tobt. Als wir nach guten dreieinhalb Stunden Fahrt an Land gehen, sind wir stolz über unsere Geschwindigkeit bei diesen Gegebenheiten: 7,3 km/h über eine Strecke von fast dreißig Kilometern! Man gewöhnt sich eben doch recht schnell wieder an lange Paddelstrecken. Auch fühlen wir uns nicht ausgelaugt oder geschafft, eher noch nicht ganz gesättigt, was den Bewegungsdrang angeht. Also ist klar, dass wir den Rest der Strecke bis zum Klub auch noch auf eigenem Kiel zurücklegen werden - zumal wir in der Förde wieder unsere Segel zur Hilfe nehmen können. Es nötigt uns knappe zwei Stunden ab, das heimische Gewässer zu durchqueren. In der Heikendorfer Bucht ist der Wind soweit eingeschlafen, dass wir die Segel bergen und auf eigenen Antrieb bauen müssen. Es machen sich schon die ersten Vorbereitungen für die Kieler Woche bemerkbar - etliche Großsegler bevölkern bereits die Liegeplätze.
Nachdem wir unsere Boote vors Bootshaus geschafft und abgespült haben, trudeln einzelne Teilnehmer des donnerstäglichen Einsteigertrainings ein. Ich wünsche mir, dass der eine oder die andere aus diesem Kreise auch einmal soweit kommt, das er Spaß an einer solchen Unternehmung hat, wie wir sie gerade hinter uns haben.
Donnerstag, 9. Juni 2016
Mittwoch, 8. Juni 2016
Südsee unter Segeln (4/5)
Gestern Abend schwoll die Flaute aus Ost so sehr an, dass schließlich das Wasser spiegelglatt da lag. Wie, als wenn ein Schalter umgelegt worden wäre, setzte urplötzlich ein ganz leichter Wind aus der vorhergesagten Richtung ein: um 180 Grad gegen den vorherigen Wind gedreht! Heute Morgen ist der Himmel das erste Mal bedeckt und es weht ein ordentlicher Westwind. Wie gut, dass wir die Überfahrt gestern bereits erledigt haben!
Bis Pölshuk können wir tatsächlich noch unsere Segel einsetzen, weil ja der Wind von der Küstenlinie herumgebeugt wird. Dadurch sind wir ziemlich schnell. Aber danach bläst es uns direkt ins Gesicht, obwohl wir versuchen, so dicht es geht unter Land zu fahren. Die Flensburger Förde ist voller weißer Schaumkronen und wir steuern erst einmal Kegnäs Fyr an, um dort Pause zu machen und unser weiteres Vorgehen abzustimmen. Dort bewundern wir in der Militärstation direkt am Leuchtturm das dickste Fernrohr, das wir je gesehen haben. Damit kann man das "P" in den Augen der Freizeitkapitäne sehen, wenn sie bei giftigem Wetter den Leuchtturm von Kalkgrund umrunden!
Von hier oben sieht man wunderbar, dass die Förde ziemlich mit weißen Schaumkronen übersät ist und dass der Wind ziemlich genau von Westen her bläst. Wenn wir direkt auf Schleimünde zuhalten würden, könnten wir kaum Nutzen aus unseren Segeln ziehen und auch bei manuellem Paddeln wäre bei der genau quer zu unserem Kurs stehenden Windrichtung wegen des Vorhaltewinkels mit einer leichten Gegenkomponente zu rechnen. Also wollen wir die Steilküste von Kegnäs noch ein Weilchen nutzen, bevor wir uns über das freie Wasser wagen. Das mit dem Windschutz durch die Steilküste funktioniert wie immer nur unbefriedigend, so dass wir nach knappen zwei Kilometern nach Süden abbiegen. Wenn schon Wind, dann wenigstens auf offenem Wasser mit Wellen!
Das anfangs noch türkisgrüne Wasser wechselt bald in tiefes Blau. Mit zunehmender Entfernung von Land wird es lebhafter, das Gefühl von Seekajak-Fahren kommt auf. Zwar sind die Wellen nicht berauschend, dazu weht dann doch zu wenig Wind, aber einige überschreiten durchaus die Halbmetermarke. Genau in unserer Zielrichtung ist ein Objekt platziert, dass wir anfangs als Baukran identifizieren, später aber als Sendemast erkennen. Damit entfällt das unbequeme Schielen auf den Kompass, um den Kurs verlässlich zu halten. Allerdings fahren wir dadurch auch eine ganz leichte Hundekurve, weil wir uns einen feuchten Kehricht um den Vorhalt kümmern.
Als wir hinreichend dicht unter Land sind, werden die Segel gehisst. Zum einen knickt hier unser Kurs deutlich nach Osten ab, zum anderen wird natürlich der Wind der Küstenlinie entlang nach Süden gelenkt. Es zeigt sich schnell, dass das Segel einen spürbaren Zug erzeugt. Wir brauchen das Paddel so gut wie gar nicht einzusetzen, lediglich zur Kurskorrektur ist es manchmal vonnöten. Wir nähern uns Schleimünde mit einer Geschwindigkeit, die man zwar auch mit Paddeln alleine erreichen kann, aber nur, wenn man sich echt anstrengen würde. Wir hingegen lassen uns ausgesprochen entspannt ziehen! So ein Segel kann die Reichweite bei einer Tour enorm erhöhen! Um führ Uhr haben wir den Leuchtturm von Schleimünde direkt neben uns - und vor uns die befremdliche Skyline von Port Olpenitz. Wir freuen uns auf eine warme Dusche, ein kaltes Bier und etwas Schönes zu essen!
Die Zeltwiese ist überraschend dicht bevölkert. Eine Gruppe von fast 25 Schülern aus Lübeck ist mit ihren Lehrern hier aufgelaufen. Schön, dass sich noch Lehrkräfte zu solche Aktionen bereitfinden. Sonst ist nur ein einziger Paddler vom SKC in Schleswig hier. Er ist seit ein paar Tagen regelrecht eingeweht und hofft nun, morgen endlich wieder zurückfahren zu können. Wir suchen uns ein lauschiges Plätzchen etwas abseits vom dichten Gedränge im Windschatten der hohen Mauer Richtung Ostsee. Schnell sind die klitzekleinen Zeltchen aufgebaut und schon geht zur Erkundung in die Giftbude, um schon mal das kühle Bierchen und das Menü für heute Abend klar zu machen.
"Mittwoch Ruhetag" steht da in knappen Worten. Perfekte Planung! Leicht angeknirscht gehen wir zur Hafenmeisterin, um unseren Obulus für die Übernachtung abzudrücken. Es entsteht eine norddeutsche Unterhaltung, bei der von seiten der Hafenmeisterin nicht viel mehr als die Worte "Acht Euro" fallen. Reicht auch völlig hin.
Zum Glück haben wir ja im üppigen Laderaum unserer Schiffe mehr Essbares gebunkert, als wir in diesen Tagen bewältigen können! So haben wir also noch mal Glück gehabt, dass wir nicht Hungers an fremdem Gestaden verrecken müssen, sondern uns eine Spagetti-Pfanne mit Salami und Käse basteln können. Und ich hatte schon befürchtet, dass Jörg mir nun pausenlos in den Ohren liegen würde, dass er 150 Kilometer gefahren ist, nur um ein kühles Bier zu stürzen - und nun ist die Bude dicht wegen so etwas Läppischem wie "Ruhetag"! Nein - er hat diesen Umstand nur ein- zweimal erwähnt - ganz beiläufig. Oder war es elf- zwölfmal?
Bis Pölshuk können wir tatsächlich noch unsere Segel einsetzen, weil ja der Wind von der Küstenlinie herumgebeugt wird. Dadurch sind wir ziemlich schnell. Aber danach bläst es uns direkt ins Gesicht, obwohl wir versuchen, so dicht es geht unter Land zu fahren. Die Flensburger Förde ist voller weißer Schaumkronen und wir steuern erst einmal Kegnäs Fyr an, um dort Pause zu machen und unser weiteres Vorgehen abzustimmen. Dort bewundern wir in der Militärstation direkt am Leuchtturm das dickste Fernrohr, das wir je gesehen haben. Damit kann man das "P" in den Augen der Freizeitkapitäne sehen, wenn sie bei giftigem Wetter den Leuchtturm von Kalkgrund umrunden!
Von hier oben sieht man wunderbar, dass die Förde ziemlich mit weißen Schaumkronen übersät ist und dass der Wind ziemlich genau von Westen her bläst. Wenn wir direkt auf Schleimünde zuhalten würden, könnten wir kaum Nutzen aus unseren Segeln ziehen und auch bei manuellem Paddeln wäre bei der genau quer zu unserem Kurs stehenden Windrichtung wegen des Vorhaltewinkels mit einer leichten Gegenkomponente zu rechnen. Also wollen wir die Steilküste von Kegnäs noch ein Weilchen nutzen, bevor wir uns über das freie Wasser wagen. Das mit dem Windschutz durch die Steilküste funktioniert wie immer nur unbefriedigend, so dass wir nach knappen zwei Kilometern nach Süden abbiegen. Wenn schon Wind, dann wenigstens auf offenem Wasser mit Wellen!
Das anfangs noch türkisgrüne Wasser wechselt bald in tiefes Blau. Mit zunehmender Entfernung von Land wird es lebhafter, das Gefühl von Seekajak-Fahren kommt auf. Zwar sind die Wellen nicht berauschend, dazu weht dann doch zu wenig Wind, aber einige überschreiten durchaus die Halbmetermarke. Genau in unserer Zielrichtung ist ein Objekt platziert, dass wir anfangs als Baukran identifizieren, später aber als Sendemast erkennen. Damit entfällt das unbequeme Schielen auf den Kompass, um den Kurs verlässlich zu halten. Allerdings fahren wir dadurch auch eine ganz leichte Hundekurve, weil wir uns einen feuchten Kehricht um den Vorhalt kümmern.
Als wir hinreichend dicht unter Land sind, werden die Segel gehisst. Zum einen knickt hier unser Kurs deutlich nach Osten ab, zum anderen wird natürlich der Wind der Küstenlinie entlang nach Süden gelenkt. Es zeigt sich schnell, dass das Segel einen spürbaren Zug erzeugt. Wir brauchen das Paddel so gut wie gar nicht einzusetzen, lediglich zur Kurskorrektur ist es manchmal vonnöten. Wir nähern uns Schleimünde mit einer Geschwindigkeit, die man zwar auch mit Paddeln alleine erreichen kann, aber nur, wenn man sich echt anstrengen würde. Wir hingegen lassen uns ausgesprochen entspannt ziehen! So ein Segel kann die Reichweite bei einer Tour enorm erhöhen! Um führ Uhr haben wir den Leuchtturm von Schleimünde direkt neben uns - und vor uns die befremdliche Skyline von Port Olpenitz. Wir freuen uns auf eine warme Dusche, ein kaltes Bier und etwas Schönes zu essen!
Die Zeltwiese ist überraschend dicht bevölkert. Eine Gruppe von fast 25 Schülern aus Lübeck ist mit ihren Lehrern hier aufgelaufen. Schön, dass sich noch Lehrkräfte zu solche Aktionen bereitfinden. Sonst ist nur ein einziger Paddler vom SKC in Schleswig hier. Er ist seit ein paar Tagen regelrecht eingeweht und hofft nun, morgen endlich wieder zurückfahren zu können. Wir suchen uns ein lauschiges Plätzchen etwas abseits vom dichten Gedränge im Windschatten der hohen Mauer Richtung Ostsee. Schnell sind die klitzekleinen Zeltchen aufgebaut und schon geht zur Erkundung in die Giftbude, um schon mal das kühle Bierchen und das Menü für heute Abend klar zu machen.
"Mittwoch Ruhetag" steht da in knappen Worten. Perfekte Planung! Leicht angeknirscht gehen wir zur Hafenmeisterin, um unseren Obulus für die Übernachtung abzudrücken. Es entsteht eine norddeutsche Unterhaltung, bei der von seiten der Hafenmeisterin nicht viel mehr als die Worte "Acht Euro" fallen. Reicht auch völlig hin.
Zum Glück haben wir ja im üppigen Laderaum unserer Schiffe mehr Essbares gebunkert, als wir in diesen Tagen bewältigen können! So haben wir also noch mal Glück gehabt, dass wir nicht Hungers an fremdem Gestaden verrecken müssen, sondern uns eine Spagetti-Pfanne mit Salami und Käse basteln können. Und ich hatte schon befürchtet, dass Jörg mir nun pausenlos in den Ohren liegen würde, dass er 150 Kilometer gefahren ist, nur um ein kühles Bier zu stürzen - und nun ist die Bude dicht wegen so etwas Läppischem wie "Ruhetag"! Nein - er hat diesen Umstand nur ein- zweimal erwähnt - ganz beiläufig. Oder war es elf- zwölfmal?
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Dienstag, 7. Juni 2016
Südsee unter Segeln (3/5)
Der Duschraum der Gemeinde auf Skarö ist nicht mehr in Betrieb. Wenn man duschen will, soll man im Meer baden gehen, oder die Duschgelegenheiten im Segelhafen nutzen, steht auf einem Schild im Toilettenwagen des Zeltplatzes. Wir verschieben das Duschen auf Schleimünde.
Zum zweiten Mal auf unserer Tour haben wir die Möglichkeit, unsere verderblichen Waren zu kühlen. Ziemlicher Luxus bei so einer Unternehmung. Wir genießen es. Wir genießen auch den Umstand, Zeit zu haben. Wir haben heute schon mal lange geschlafen und dehnen unser Frühstück gemütlich in die Länge. Es ist fast halb eins, als wir den Strand von Skarö verlassen. Aber wir wollen heute nur bis zur Spritze von Ärö, das ist nicht allzu weit.
Als erstes müssen wir die extrem schmale und flache Hale umfahren. Da macht man leicht den Fehler, viel zu früh nach Westen abzudrehen, weil man meint, schon an ihr vorbei zu kommen. Aber dann muss man doch wieder nach Norden abdrehen, weil man das Ende wegen seiner Flachheit nicht gesehen hat. Bevor wir nach Ärö fahren, möchte ich noch einen weiteren Shelter-Platz auf der Südseite von Drejö inspizieren. Wir können fast die gesamte Zeit die Segel nutzen, der Wind kommt immer noch aus Südost. Und wir können weiter darüber rätseln, ob das Ärö, Alsen oder Avernakö ist - und wo denn nun verdammt noch mal Lyö liegt!
Auch der Shelter-Platz auf Drejö wäre ideal für Winter-Unternehmungen, und auch er ist leider viel zu weit entfernt, um ihn an einem Wochenende zu erreichen. Während unserer Pause beobachten wir eine seltsame Wolkenformation am Himmel. Eine mit bauchiger Auswölbung nach unten, eine die normalerweise ergiebigen Regen garantiert. Es ist aber kein Regen vorhergesagt! Es handelt sich auch nur um ein recht schmales Band, das uns schon überquert hat, als wir wieder aufs Wasser gehen.
Nach einer guten Viertelstunde Fahrt grummelt es vernehmlich vom Himmel und es setzt Regen ein. Wir sind etwas verwirrt, da doch die Front bereits an uns vorüber gezogen ist. Sicherheitshalber machen wir aber einen Gewitterschwenk um 90 Grad auf das einen knappen Kilometer entfernte Nordende von Drejö zu. Zwar wird der Regen kurzzeitig richtig heftig und es grummelt ein zweites Mal, aber nach ein paar Minuten lichtet sich der Himmel deutlich und wir nehmen wieder unseren alten Kurs auf.
Der Wind lässt zwar spürbar nach, aber bis zur Nordspitze von Ärö können wir die Segel nutzen. Hier hat sich endlich auch die Frage nach dem Verbleib von Lyö geklärt: es ist die meiste Zeit, die man sich in der Dänischen Südsee aufhält, von Avernakö verdeckt! Zwar war unser Plan, heute Nacht auf Ärö zu verbringen und dann morgen den großen Sprung nach Schleimünde zu machen. Aber die aktuelle Situation sagt, dass momentan ein schwacher Ostwind herrscht, während morgen ein frischer Westwind wehen soll. In solchen Fällen neigen gewiefte Navigatoren dazu, ihre Pläne umzuwerfen und neue zu schmieden. Erwähnte ich schon, dass wir gewiefte Navigatoren sind?
Alsen ist zwar zweifelsfrei am anderen Ende des Kleinen Belts zu erkennnen, aber man kann keine Einzelheiten ausmachen. Wir wollen versuchen, den Übernachtungsplatz zu finden, den ich vor Jahren mal genutzt hatte, nachdem ich mich gegen einen Westwind über den Belt gekämpft hatte, der im Seewetterbericht so beschrieben war: "Fünf bis sechs - in Schauerböen sieben". Das einzige, was ich von dem Platz noch weiß, ist, dass er südlich von Mommark lag.
Also fahren wir in Richtung Mommark über den Belt und biegen dann nach Süden ab. Dort, wo keine Steilküste mehr ist, kommen zwei Stellen in Betracht. Da bei der einen Stelle ein Haus in unmittelbarer Nähe liegt, kommt eigentlich nur noch eine Stelle in Betracht - und tatsächlich: das ist der Ort, an dem ich vor Jahren übernachtet habe. Der "offizielle" Übernachtungsplatz verfügt zwar über einen Shelter, aber er liegt sehr zwischen Bäumen ohne Blick aufs Wasser. Also schlagen wir unsere kleinen Zeltchen direkt am Wegesrand auf, von wo aus wir einen wunderschönen Blick über den Belt haben.
Zum zweiten Mal auf unserer Tour haben wir die Möglichkeit, unsere verderblichen Waren zu kühlen. Ziemlicher Luxus bei so einer Unternehmung. Wir genießen es. Wir genießen auch den Umstand, Zeit zu haben. Wir haben heute schon mal lange geschlafen und dehnen unser Frühstück gemütlich in die Länge. Es ist fast halb eins, als wir den Strand von Skarö verlassen. Aber wir wollen heute nur bis zur Spritze von Ärö, das ist nicht allzu weit.
Als erstes müssen wir die extrem schmale und flache Hale umfahren. Da macht man leicht den Fehler, viel zu früh nach Westen abzudrehen, weil man meint, schon an ihr vorbei zu kommen. Aber dann muss man doch wieder nach Norden abdrehen, weil man das Ende wegen seiner Flachheit nicht gesehen hat. Bevor wir nach Ärö fahren, möchte ich noch einen weiteren Shelter-Platz auf der Südseite von Drejö inspizieren. Wir können fast die gesamte Zeit die Segel nutzen, der Wind kommt immer noch aus Südost. Und wir können weiter darüber rätseln, ob das Ärö, Alsen oder Avernakö ist - und wo denn nun verdammt noch mal Lyö liegt!
Auch der Shelter-Platz auf Drejö wäre ideal für Winter-Unternehmungen, und auch er ist leider viel zu weit entfernt, um ihn an einem Wochenende zu erreichen. Während unserer Pause beobachten wir eine seltsame Wolkenformation am Himmel. Eine mit bauchiger Auswölbung nach unten, eine die normalerweise ergiebigen Regen garantiert. Es ist aber kein Regen vorhergesagt! Es handelt sich auch nur um ein recht schmales Band, das uns schon überquert hat, als wir wieder aufs Wasser gehen.
Nach einer guten Viertelstunde Fahrt grummelt es vernehmlich vom Himmel und es setzt Regen ein. Wir sind etwas verwirrt, da doch die Front bereits an uns vorüber gezogen ist. Sicherheitshalber machen wir aber einen Gewitterschwenk um 90 Grad auf das einen knappen Kilometer entfernte Nordende von Drejö zu. Zwar wird der Regen kurzzeitig richtig heftig und es grummelt ein zweites Mal, aber nach ein paar Minuten lichtet sich der Himmel deutlich und wir nehmen wieder unseren alten Kurs auf.
Der Wind lässt zwar spürbar nach, aber bis zur Nordspitze von Ärö können wir die Segel nutzen. Hier hat sich endlich auch die Frage nach dem Verbleib von Lyö geklärt: es ist die meiste Zeit, die man sich in der Dänischen Südsee aufhält, von Avernakö verdeckt! Zwar war unser Plan, heute Nacht auf Ärö zu verbringen und dann morgen den großen Sprung nach Schleimünde zu machen. Aber die aktuelle Situation sagt, dass momentan ein schwacher Ostwind herrscht, während morgen ein frischer Westwind wehen soll. In solchen Fällen neigen gewiefte Navigatoren dazu, ihre Pläne umzuwerfen und neue zu schmieden. Erwähnte ich schon, dass wir gewiefte Navigatoren sind?
Alsen ist zwar zweifelsfrei am anderen Ende des Kleinen Belts zu erkennnen, aber man kann keine Einzelheiten ausmachen. Wir wollen versuchen, den Übernachtungsplatz zu finden, den ich vor Jahren mal genutzt hatte, nachdem ich mich gegen einen Westwind über den Belt gekämpft hatte, der im Seewetterbericht so beschrieben war: "Fünf bis sechs - in Schauerböen sieben". Das einzige, was ich von dem Platz noch weiß, ist, dass er südlich von Mommark lag.
Also fahren wir in Richtung Mommark über den Belt und biegen dann nach Süden ab. Dort, wo keine Steilküste mehr ist, kommen zwei Stellen in Betracht. Da bei der einen Stelle ein Haus in unmittelbarer Nähe liegt, kommt eigentlich nur noch eine Stelle in Betracht - und tatsächlich: das ist der Ort, an dem ich vor Jahren übernachtet habe. Der "offizielle" Übernachtungsplatz verfügt zwar über einen Shelter, aber er liegt sehr zwischen Bäumen ohne Blick aufs Wasser. Also schlagen wir unsere kleinen Zeltchen direkt am Wegesrand auf, von wo aus wir einen wunderschönen Blick über den Belt haben.
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Montag, 6. Juni 2016
Südsee unter Segeln (2/5)
Wir haben uns entschlossen, nur unsere kleinen Zelte mitzunehmen. Zusammen mit den Tarps bieten sie bei den vorhergesagten Wetterbedingungen hinreichend Komfort und Schutz. Ich liebe diese kleinen Zelte, bei denen alles so schön einfach geht und man so viel Platz im Boot hat, den sie gar nicht brauchen! Auf einen Bootswagen haben wir auch verzichtet und an Signalmitteln haben wir nur jeder ein Nico-Gerät mitgenommen. Zusammen mit dem Beschluss, nur einen Kocher einzupacken, macht das ziemlich viel Raum für Essbares! Leider fehlen in diesem Raum Zwiebeln und Knoblauch, was beides noch auf Jörgs Küchentisch liegt. So fehlte unserem Abendessen gestern der sonst übliche Pepp.
Wie es aussieht, hat am Vortag unserer Ankunft eine größere Festivität auf diesem Platz stattgefunden. Man erkennt es unschwer am halben Kubikmeter Dosenmüll, der in großen Tüten neben der Abfalltonne der Abfuhr harrt. Und an einem riesigen Berg Eiskrümel, der im Knick der allmählichen Schmelze übergeben wurde. Wir haben dieses Glück genutzt und all unsere verderbliche Ware, wie Milch, Joghurt und Butter, über Nacht auf ihm drapiert. So haben wir zum Frühstück den Luxus von kühler Milch und harter Butter! Und noch eine Hinterlassenschaft der Partygäste kommt uns sehr zu Pass: da liegt ein 1A Fahrrad mitten auf der Wiese, das wir nutzen, um die doch recht erhebliche Strecke zwischen unseren Zelten und den am anderen Ende der Wiese liegenden Booten zurückzulegen. Leider wird das Fahrrad früh am Morgen vom inzwischen ausgenüchterten Eigner wieder abgeholt.
Die beiden Shelter auf diesem Platz sind wirklich solide und durchdacht konstruiert. Einer ist als Esszimmer gestaltet, der andere als Schlafzimmer. Sie wären ideal für eine Winterunternehmung, wenn sie nur nicht so weit von allem entfernt wären, was man Kajak-technisch an einem Wochenende erreichen kann.
Der Wind ist gestern Abend noch wie vorhergesagt deutlich aufgefrischt und auf Nord gedreht. Was für ein Segen, dass er uns auf der Überfahrt verschont hat! Heute ist er auf Ost gedreht und weht etwa mit Stärke fünf. Da wir um die Ostspitze von Ärö herum nach Norden wollen, bedeutet das erst einmal zehn Kilometer gegen an. Durch meine intensive Mineraldeponie-Auffrischkur sind alle Krampfanfälle verscheucht und wir rauschen frohgemut durch das lebhafte Wasser.
Am Ende der Hale von Marstall angekommen, knickt unser Kurs nach Norden ab. Das ist das Signal, endlich das bislang nutzlos mitgeführte Segel zu setzen! Voll gespannter Erwartung mache ich es los und will es hissen, als ich plötzlich die dafür zuständige Schot lose in der Hand halte! Der Knoten, mit dem sie am Gummiband befestigt war, das letztlich den Mast hochzieht, hat sich unerlaubt gelöst! Jörg versucht, mit einem neuen Knoten das Malheur zu beheben, während wir beide ungehemmt über die Frechheit fluchen, ein Segelsystem mit einem nicht funktionierenden Knoten auszuliefern! Und das zu dem Preis! Nachdem wir das hier extrem schmale Fahrwasser passiert haben, will auch Jörg sein Segel setzen. Obwohl ich mir extra noch den Knoten an seinem Mast angesehen und für solide befunden hatte, als er meinen wieder herzustellen versuchte, hält auch Jörg nun plötzlich seine Schot lose in der Hand. Überdies ist bei ihm das Gummi verschütt gegangen, so dass wir zwangsweise an Land gehen müssen, um das zu reparieren. Auf dem kurzen Weg bis zur nächsten Mikroinsel hallen derbe Flüche über mangelnde Qualität des Flat-Earth-Sailing-Riggs über die Dänische Südsee!
Mit einem Stück Gummi aus der Paddelleine geht es weiter in schnurgerader Linie und geschwinder Fahrt durch eine unglaubliche Landschaft mit gelb, türkis, grün und blau leuchtendem Wasser an weißen Stränden vorbei unter strahlendem Sonnenschein nach Birkholm. Dort machen wir Pause.
Eine Gruppe deutscher Segelurlauber erkundigt sich danach, wo wir herkommen und haben erst etwas Schwierigkeiten zu glauben, dass wir die Überfahrt direkt von Kiel gemacht haben. Auch den weiteren Plänen zollen sie ehrfürchtigen Respekt - das hätten sie solchen Booten nie zugetraut.
Der Wind verbleibt für den Rest des Tages in seiner leicht südöstlichen Richtung und wir können die Segel bis zu unserem Ziel Skarö nutzen. Dort ist mein Lieblingszeltplatz der Dänischen Südsee - mit großzügigem Gemeinschaftsraum mit Gasherd und Kühlschrank. Auf der Fahrt dahin rätseln wir ständig darüber, welche Insel da gerade zu sehen ist, wo Lyö liegt und warum man diese verdammten Fahrwassertonnen nicht sieht, die hier eigentlich sein müssten. Wenn man sich etwas länger mit der Seekarte auseinandersetzt, findet alles seinen Platz, und auch die Fahrwassertonnen sind da - nur auf der anderen Seite unseres Kurses, weil wir eben doch viel weiter westlich fahren als gedacht! Zur zusätzlichen Verwirrung sind extrem flache Inselchen in die Dänische Südsee eingestreut, die man eigentlich erst sieht, wenn man auf sie aufläuft. Auf der Seekarte sehen sie allerdings nicht anders aus als die anderen, ihre gut sichtbaren Geschwister.
Skarö bietet auch den Luxus, dass man sein vollbeladenes Kajak mit einem Bootstrailer bequem bis auf den Zeltplatz ziehen kann. Das elende Hin- und Herlaufen mit vollen Ikea-Taschen zwischen Zelt und Boot entfällt hier komplett! Wir finden einen schnuckeligen Platz für unsere Zelte, der sie vor dem immer noch frisch wehendem Ostwind abschirmt und auch für die morgen früh zu erwartende Windrichtung Schutz bietet. Unser Erkundungsgang über die Insel führt am mittlerweile "Til Salg" gehörendem Supermarkt vorbei zum verbliebenen Krog, der neben ein paar Lebensmitteln auch das weltberühmte Skarö-Eis verkauft. Er soll bis 22 Uhr geöffnet haben, was uns veranlasst, nach Verrichtung unserer Verpflichtungen wie Zeltaufbau und Abendessen noch einmal hierher zurückzukehren. Im Hof sitzen zwei Dänen vor einem gigantischen Grill, der auch vor einem ausgewachsenen Ochsen nicht kapitulieren müsste. Sie haben noch etwa 50 Hot-Dog-Würstchen und -Brötchen übrig, an denen wir uns bedienen dürften. Leider haben wir uns eben erst furchtbar voll gefressen, nehmen aber aus Höflichkeit jeder einen halben Pölser ab.
Es entspannt sich ein sehr nettes Gespräch mit den beiden über unsere Tour, ihre Insel mit den 27 Bewohnern und den Rest des Weltgeschehens.
Wie es aussieht, hat am Vortag unserer Ankunft eine größere Festivität auf diesem Platz stattgefunden. Man erkennt es unschwer am halben Kubikmeter Dosenmüll, der in großen Tüten neben der Abfalltonne der Abfuhr harrt. Und an einem riesigen Berg Eiskrümel, der im Knick der allmählichen Schmelze übergeben wurde. Wir haben dieses Glück genutzt und all unsere verderbliche Ware, wie Milch, Joghurt und Butter, über Nacht auf ihm drapiert. So haben wir zum Frühstück den Luxus von kühler Milch und harter Butter! Und noch eine Hinterlassenschaft der Partygäste kommt uns sehr zu Pass: da liegt ein 1A Fahrrad mitten auf der Wiese, das wir nutzen, um die doch recht erhebliche Strecke zwischen unseren Zelten und den am anderen Ende der Wiese liegenden Booten zurückzulegen. Leider wird das Fahrrad früh am Morgen vom inzwischen ausgenüchterten Eigner wieder abgeholt.
Die beiden Shelter auf diesem Platz sind wirklich solide und durchdacht konstruiert. Einer ist als Esszimmer gestaltet, der andere als Schlafzimmer. Sie wären ideal für eine Winterunternehmung, wenn sie nur nicht so weit von allem entfernt wären, was man Kajak-technisch an einem Wochenende erreichen kann.
Der Wind ist gestern Abend noch wie vorhergesagt deutlich aufgefrischt und auf Nord gedreht. Was für ein Segen, dass er uns auf der Überfahrt verschont hat! Heute ist er auf Ost gedreht und weht etwa mit Stärke fünf. Da wir um die Ostspitze von Ärö herum nach Norden wollen, bedeutet das erst einmal zehn Kilometer gegen an. Durch meine intensive Mineraldeponie-Auffrischkur sind alle Krampfanfälle verscheucht und wir rauschen frohgemut durch das lebhafte Wasser.
Am Ende der Hale von Marstall angekommen, knickt unser Kurs nach Norden ab. Das ist das Signal, endlich das bislang nutzlos mitgeführte Segel zu setzen! Voll gespannter Erwartung mache ich es los und will es hissen, als ich plötzlich die dafür zuständige Schot lose in der Hand halte! Der Knoten, mit dem sie am Gummiband befestigt war, das letztlich den Mast hochzieht, hat sich unerlaubt gelöst! Jörg versucht, mit einem neuen Knoten das Malheur zu beheben, während wir beide ungehemmt über die Frechheit fluchen, ein Segelsystem mit einem nicht funktionierenden Knoten auszuliefern! Und das zu dem Preis! Nachdem wir das hier extrem schmale Fahrwasser passiert haben, will auch Jörg sein Segel setzen. Obwohl ich mir extra noch den Knoten an seinem Mast angesehen und für solide befunden hatte, als er meinen wieder herzustellen versuchte, hält auch Jörg nun plötzlich seine Schot lose in der Hand. Überdies ist bei ihm das Gummi verschütt gegangen, so dass wir zwangsweise an Land gehen müssen, um das zu reparieren. Auf dem kurzen Weg bis zur nächsten Mikroinsel hallen derbe Flüche über mangelnde Qualität des Flat-Earth-Sailing-Riggs über die Dänische Südsee!
Mit einem Stück Gummi aus der Paddelleine geht es weiter in schnurgerader Linie und geschwinder Fahrt durch eine unglaubliche Landschaft mit gelb, türkis, grün und blau leuchtendem Wasser an weißen Stränden vorbei unter strahlendem Sonnenschein nach Birkholm. Dort machen wir Pause.
Eine Gruppe deutscher Segelurlauber erkundigt sich danach, wo wir herkommen und haben erst etwas Schwierigkeiten zu glauben, dass wir die Überfahrt direkt von Kiel gemacht haben. Auch den weiteren Plänen zollen sie ehrfürchtigen Respekt - das hätten sie solchen Booten nie zugetraut.
Der Wind verbleibt für den Rest des Tages in seiner leicht südöstlichen Richtung und wir können die Segel bis zu unserem Ziel Skarö nutzen. Dort ist mein Lieblingszeltplatz der Dänischen Südsee - mit großzügigem Gemeinschaftsraum mit Gasherd und Kühlschrank. Auf der Fahrt dahin rätseln wir ständig darüber, welche Insel da gerade zu sehen ist, wo Lyö liegt und warum man diese verdammten Fahrwassertonnen nicht sieht, die hier eigentlich sein müssten. Wenn man sich etwas länger mit der Seekarte auseinandersetzt, findet alles seinen Platz, und auch die Fahrwassertonnen sind da - nur auf der anderen Seite unseres Kurses, weil wir eben doch viel weiter westlich fahren als gedacht! Zur zusätzlichen Verwirrung sind extrem flache Inselchen in die Dänische Südsee eingestreut, die man eigentlich erst sieht, wenn man auf sie aufläuft. Auf der Seekarte sehen sie allerdings nicht anders aus als die anderen, ihre gut sichtbaren Geschwister.
Skarö bietet auch den Luxus, dass man sein vollbeladenes Kajak mit einem Bootstrailer bequem bis auf den Zeltplatz ziehen kann. Das elende Hin- und Herlaufen mit vollen Ikea-Taschen zwischen Zelt und Boot entfällt hier komplett! Wir finden einen schnuckeligen Platz für unsere Zelte, der sie vor dem immer noch frisch wehendem Ostwind abschirmt und auch für die morgen früh zu erwartende Windrichtung Schutz bietet. Unser Erkundungsgang über die Insel führt am mittlerweile "Til Salg" gehörendem Supermarkt vorbei zum verbliebenen Krog, der neben ein paar Lebensmitteln auch das weltberühmte Skarö-Eis verkauft. Er soll bis 22 Uhr geöffnet haben, was uns veranlasst, nach Verrichtung unserer Verpflichtungen wie Zeltaufbau und Abendessen noch einmal hierher zurückzukehren. Im Hof sitzen zwei Dänen vor einem gigantischen Grill, der auch vor einem ausgewachsenen Ochsen nicht kapitulieren müsste. Sie haben noch etwa 50 Hot-Dog-Würstchen und -Brötchen übrig, an denen wir uns bedienen dürften. Leider haben wir uns eben erst furchtbar voll gefressen, nehmen aber aus Höflichkeit jeder einen halben Pölser ab.
Es entspannt sich ein sehr nettes Gespräch mit den beiden über unsere Tour, ihre Insel mit den 27 Bewohnern und den Rest des Weltgeschehens.
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Sonntag, 5. Juni 2016
Südsee unter Segeln (1/5)
Die Fahrt von Göteborg nach Oslo im vergangenen Jahr hat so tiefe Sehnsüchte hinterlassen, dass wir schon bald beschlossen hatten, auch in diesem Jahr eine etwas längere Tour zu unternehmen. Ziel und Zeit waren uns nicht so wichtig, Hauptsache raus und paddeln und weit...
Als Ziel setzte sich dann bald der von uns noch nicht umrundete Teil der Kieler Bucht in unseren Köpfen fest. Wir waren ja vor zwei Jahren schon um den Westteil gefahren, nun sollte die Ostflanke folgen. Als Zeit legten wir die Pfingstwoche fest - mitten im Mai ist das Wetter traditionell prima für derartige Unternehmungen.
Die Vorbereitung gestaltete sich dieses Jahr etwas schwierig. Nie bin ich im Winterhalbjahr weniger gepaddelt als heuer - allzu viel "Ablenkung" hielt mich gefangen. Immerhin habe ich es geschafft, meinen Fitness-Test rechtzeitig zu absolvieren - eine Fahrt vom Klub zum Kieler Leuchtturm nonstop in weniger als sechs Stunden. Und das Wetter blieb bis Ende April derart kalt, dass ich mich lange nicht überwinden konnte, Urlaub für die Pfingstwoche einzureichen. Am Dienstag Morgen der letzten Aprilwoche lag eine geschlossen Schneedecke im Garten. Aber am 1. Mai - genau einen Tag nachdem wir bei Regen und kaltem Wind das Regionale Sicherheitstraining absolviert hatten - begann dann der Sommer! Die Temperatur knackte teilweise die 20 Grad-Marke, die Sonne schien den ganzen Tag und ich reichte meinen Urlaub ein. Nach 10 Tagen war der Sommer leider wieder vorbei, die Temperaturen nicht mal mehr zweistellig, dafür aber die Windgeschwindigkeiten, und ich zog meinen Urlaubsantrag wieder zurück. Nachdem uns also die Eisheiligen das Vergnügen verhagelt hatten, wählten wir mit Bedacht die erste Juni-Woche als Ersatz, um ja nicht die Gültigkeit der Bauernregel mit der Schafskälte zu prüfen.
Auch mit dem ursprünglichen Ziel waren wir nicht rundherum glücklich. Nach der Querung nach Ärö hätten wir die langen, monotonen Landstriche von Lolland, der Weißenhäuser Bucht und der Probstei zu passieren. Und dann ist da noch das unsägliche Schießgebiet von Todendorf, in dem die gesamte Woche zwischen 9 und 17 Uhr potentiell geballert wird. Als wir uns klarmachten, dass der einzige Reiz an diesem Teil der Tour darin bestand, "ihn gemacht zu haben", war uns klar, dass wir das nicht brauchen. Zwar hatten wir eine Umrundung von Mön noch als Plan B erwogen, doch wegen der aufwändigen Anreise schließlich wieder verworfen. So verständigten wir uns auf eine gründliche Umrundung Ärös unter Zuhilfenahme der Dänischen Südsee.
Wie beim letzten Mal bringt uns Marie-Theres nach Bülk, allerdings etwas später als damals: erst kurz vor neun Uhr schwimmen wir auf dem spiegelblanken Wasser. Es ist sehr schwacher Wind angesagt, der aber später zu einen nicht zu vernachlässigenden Nordwind anwachsen soll. Ich hoffe insgeheim, dass dieses Auffrischen nicht allzu früh erfolgt und uns durch unsere Pläne weht. Die Sicht ist deutlich besser als beim letzen Mal, der Kieler Leuchtturm ist ohne Probleme zu sehen ebenso wie das Ostufer und Damp.
Wir fahren in einträchtigem Trott über eine überwiegend ölig glatt daliegende Wasserfläche. Ich bin überrascht, wie häufig wir Fische aufschrecken, die knapp unter der Oberfläche schwimmen. Einmal macht uns ein Hornhecht die Freude, dass er etwa 10 Meter seines Lebensweges außerhalb des Wassers zurücklegt. Wie ein kleiner, zu mager geratener Delfin schnellt er pfeilartig durch die Luft, wobei er mit der Schwanzflosse im Wasser für Vortrieb sorgt. Anfangs wollen sich so gar keine Schweinswale zeigen, aber schließlich sichten wir doch insgesamt acht bis neun dieser kleinen Torpedos.
Wir kommen gut voran, denn der vorhergesagte Nordwind verschont uns. Stattdessen unterstützt uns unerwartet eine klitzekleine südliche Brise, was wir willkommen annehmen. Da wir die mit uns
gehende Brise natürlich nicht spüren, ist uns entsprechend warm. Um wenigstens etwas Abkühlung zu bekommen, fahre ich die ganze Zeit mit geöffneter Spritzdecke. Natürlich hatte ich meine Unterschenkel nicht mit Sonnencreme bedacht, da sie ja normalerweise kein Licht zu sehen bekommen, so dass sie später krebsrot leuchten werden.
Etwa in der Mitte der Strecke kommt ein Segelboot (unter Motor, weil ja kein Wind weht) so dicht auf, dass wir in Rufweite sind. Der Skipper fragt kurz, ob mit uns alles in Ordnung sei, was wir durch Rufen und "Daumen oben" heftig bestätigen. Eine sehr aufmerksame und dezente Geste.
Alles geht problemlos und eigentlich sogar leichter und schneller als gedacht. Als wir nur noch fünf Kilometer bis zum Strand zurückzulegen haben, werde ich immer wieder von Krämpfen in der Rumpfmuskulatur geplagt. Es nützt nicht viel, sich darüber aufzuregen, man muss einfach weiter paddeln - aber sie trüben die Lebensfreude nicht unerheblich. Mittlerweile bin ich mir sicher, dass es sich um ein Defizit im Mineralienhaushalt handelte. Ich hatte am Vortage noch meine Hecke mit der Handschere geschnitten, was die Depots in der Muskulatur wohl sehr beansprucht hat. Und ich habe definitiv zu wenig getrunken, um den Verlust wieder auszugleichen. So quäle ich mich also die letzten Kilometer durch türkisgrünes Wasser an den Naturist-Strand bei den drei Windmühlen auf Ärö. Trotz dieses Einbruches haben wir nur knapp mehr als sechs Stunden für die Überfahrt benötigt - eine glatte Stunde weniger als beim letzten Mal!
Wir haben auf unser neuen Shelter-App entdeckt, dass es beim benachbarten Windmühlen-Tripel auch einen Übernachtungsplatz geben soll - nur eben mit Shelter. Nachdem wir eine kleine Wanderung dorthin unternommen haben, beschließen wir, ihn als Lager für die Nacht zu wählen. Den verbleibenden langen Nachmittag nutzen wir ausgiebig, die sengende Sonne zu genießen und zu entspannen. Ich trinke so viel, wie sonst in einer gesamten Woche nicht.
Als Ziel setzte sich dann bald der von uns noch nicht umrundete Teil der Kieler Bucht in unseren Köpfen fest. Wir waren ja vor zwei Jahren schon um den Westteil gefahren, nun sollte die Ostflanke folgen. Als Zeit legten wir die Pfingstwoche fest - mitten im Mai ist das Wetter traditionell prima für derartige Unternehmungen.
Die Vorbereitung gestaltete sich dieses Jahr etwas schwierig. Nie bin ich im Winterhalbjahr weniger gepaddelt als heuer - allzu viel "Ablenkung" hielt mich gefangen. Immerhin habe ich es geschafft, meinen Fitness-Test rechtzeitig zu absolvieren - eine Fahrt vom Klub zum Kieler Leuchtturm nonstop in weniger als sechs Stunden. Und das Wetter blieb bis Ende April derart kalt, dass ich mich lange nicht überwinden konnte, Urlaub für die Pfingstwoche einzureichen. Am Dienstag Morgen der letzten Aprilwoche lag eine geschlossen Schneedecke im Garten. Aber am 1. Mai - genau einen Tag nachdem wir bei Regen und kaltem Wind das Regionale Sicherheitstraining absolviert hatten - begann dann der Sommer! Die Temperatur knackte teilweise die 20 Grad-Marke, die Sonne schien den ganzen Tag und ich reichte meinen Urlaub ein. Nach 10 Tagen war der Sommer leider wieder vorbei, die Temperaturen nicht mal mehr zweistellig, dafür aber die Windgeschwindigkeiten, und ich zog meinen Urlaubsantrag wieder zurück. Nachdem uns also die Eisheiligen das Vergnügen verhagelt hatten, wählten wir mit Bedacht die erste Juni-Woche als Ersatz, um ja nicht die Gültigkeit der Bauernregel mit der Schafskälte zu prüfen.
Auch mit dem ursprünglichen Ziel waren wir nicht rundherum glücklich. Nach der Querung nach Ärö hätten wir die langen, monotonen Landstriche von Lolland, der Weißenhäuser Bucht und der Probstei zu passieren. Und dann ist da noch das unsägliche Schießgebiet von Todendorf, in dem die gesamte Woche zwischen 9 und 17 Uhr potentiell geballert wird. Als wir uns klarmachten, dass der einzige Reiz an diesem Teil der Tour darin bestand, "ihn gemacht zu haben", war uns klar, dass wir das nicht brauchen. Zwar hatten wir eine Umrundung von Mön noch als Plan B erwogen, doch wegen der aufwändigen Anreise schließlich wieder verworfen. So verständigten wir uns auf eine gründliche Umrundung Ärös unter Zuhilfenahme der Dänischen Südsee.
Wie beim letzten Mal bringt uns Marie-Theres nach Bülk, allerdings etwas später als damals: erst kurz vor neun Uhr schwimmen wir auf dem spiegelblanken Wasser. Es ist sehr schwacher Wind angesagt, der aber später zu einen nicht zu vernachlässigenden Nordwind anwachsen soll. Ich hoffe insgeheim, dass dieses Auffrischen nicht allzu früh erfolgt und uns durch unsere Pläne weht. Die Sicht ist deutlich besser als beim letzen Mal, der Kieler Leuchtturm ist ohne Probleme zu sehen ebenso wie das Ostufer und Damp.
Wir fahren in einträchtigem Trott über eine überwiegend ölig glatt daliegende Wasserfläche. Ich bin überrascht, wie häufig wir Fische aufschrecken, die knapp unter der Oberfläche schwimmen. Einmal macht uns ein Hornhecht die Freude, dass er etwa 10 Meter seines Lebensweges außerhalb des Wassers zurücklegt. Wie ein kleiner, zu mager geratener Delfin schnellt er pfeilartig durch die Luft, wobei er mit der Schwanzflosse im Wasser für Vortrieb sorgt. Anfangs wollen sich so gar keine Schweinswale zeigen, aber schließlich sichten wir doch insgesamt acht bis neun dieser kleinen Torpedos.
Wir kommen gut voran, denn der vorhergesagte Nordwind verschont uns. Stattdessen unterstützt uns unerwartet eine klitzekleine südliche Brise, was wir willkommen annehmen. Da wir die mit uns
gehende Brise natürlich nicht spüren, ist uns entsprechend warm. Um wenigstens etwas Abkühlung zu bekommen, fahre ich die ganze Zeit mit geöffneter Spritzdecke. Natürlich hatte ich meine Unterschenkel nicht mit Sonnencreme bedacht, da sie ja normalerweise kein Licht zu sehen bekommen, so dass sie später krebsrot leuchten werden.
Etwa in der Mitte der Strecke kommt ein Segelboot (unter Motor, weil ja kein Wind weht) so dicht auf, dass wir in Rufweite sind. Der Skipper fragt kurz, ob mit uns alles in Ordnung sei, was wir durch Rufen und "Daumen oben" heftig bestätigen. Eine sehr aufmerksame und dezente Geste.
Alles geht problemlos und eigentlich sogar leichter und schneller als gedacht. Als wir nur noch fünf Kilometer bis zum Strand zurückzulegen haben, werde ich immer wieder von Krämpfen in der Rumpfmuskulatur geplagt. Es nützt nicht viel, sich darüber aufzuregen, man muss einfach weiter paddeln - aber sie trüben die Lebensfreude nicht unerheblich. Mittlerweile bin ich mir sicher, dass es sich um ein Defizit im Mineralienhaushalt handelte. Ich hatte am Vortage noch meine Hecke mit der Handschere geschnitten, was die Depots in der Muskulatur wohl sehr beansprucht hat. Und ich habe definitiv zu wenig getrunken, um den Verlust wieder auszugleichen. So quäle ich mich also die letzten Kilometer durch türkisgrünes Wasser an den Naturist-Strand bei den drei Windmühlen auf Ärö. Trotz dieses Einbruches haben wir nur knapp mehr als sechs Stunden für die Überfahrt benötigt - eine glatte Stunde weniger als beim letzten Mal!
Wir haben auf unser neuen Shelter-App entdeckt, dass es beim benachbarten Windmühlen-Tripel auch einen Übernachtungsplatz geben soll - nur eben mit Shelter. Nachdem wir eine kleine Wanderung dorthin unternommen haben, beschließen wir, ihn als Lager für die Nacht zu wählen. Den verbleibenden langen Nachmittag nutzen wir ausgiebig, die sengende Sonne zu genießen und zu entspannen. Ich trinke so viel, wie sonst in einer gesamten Woche nicht.
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Tour2016-06
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