Von hier oben sieht man wunderbar, dass die Förde ziemlich mit weißen Schaumkronen übersät ist und dass der Wind ziemlich genau von Westen her bläst. Wenn wir direkt auf Schleimünde zuhalten würden, könnten wir kaum Nutzen aus unseren Segeln ziehen und auch bei manuellem Paddeln wäre bei der genau quer zu unserem Kurs stehenden Windrichtung wegen des Vorhaltewinkels mit einer leichten Gegenkomponente zu rechnen. Also wollen wir die Steilküste von Kegnäs noch ein Weilchen nutzen, bevor wir uns über das freie Wasser wagen. Das mit dem Windschutz durch die Steilküste funktioniert wie immer nur unbefriedigend, so dass wir nach knappen zwei Kilometern nach Süden abbiegen. Wenn schon Wind, dann wenigstens auf offenem Wasser mit Wellen!
Das anfangs noch türkisgrüne Wasser wechselt bald in tiefes Blau. Mit zunehmender Entfernung von Land wird es lebhafter, das Gefühl von Seekajak-Fahren kommt auf. Zwar sind die Wellen nicht berauschend, dazu weht dann doch zu wenig Wind, aber einige überschreiten durchaus die Halbmetermarke. Genau in unserer Zielrichtung ist ein Objekt platziert, dass wir anfangs als Baukran identifizieren, später aber als Sendemast erkennen. Damit entfällt das unbequeme Schielen auf den Kompass, um den Kurs verlässlich zu halten. Allerdings fahren wir dadurch auch eine ganz leichte Hundekurve, weil wir uns einen feuchten Kehricht um den Vorhalt kümmern.
Als wir hinreichend dicht unter Land sind, werden die Segel gehisst. Zum einen knickt hier unser Kurs deutlich nach Osten ab, zum anderen wird natürlich der Wind der Küstenlinie entlang nach Süden gelenkt. Es zeigt sich schnell, dass das Segel einen spürbaren Zug erzeugt. Wir brauchen das Paddel so gut wie gar nicht einzusetzen, lediglich zur Kurskorrektur ist es manchmal vonnöten. Wir nähern uns Schleimünde mit einer Geschwindigkeit, die man zwar auch mit Paddeln alleine erreichen kann, aber nur, wenn man sich echt anstrengen würde. Wir hingegen lassen uns ausgesprochen entspannt ziehen! So ein Segel kann die Reichweite bei einer Tour enorm erhöhen! Um führ Uhr haben wir den Leuchtturm von Schleimünde direkt neben uns - und vor uns die befremdliche Skyline von Port Olpenitz. Wir freuen uns auf eine warme Dusche, ein kaltes Bier und etwas Schönes zu essen!
"Mittwoch Ruhetag" steht da in knappen Worten. Perfekte Planung! Leicht angeknirscht gehen wir zur Hafenmeisterin, um unseren Obulus für die Übernachtung abzudrücken. Es entsteht eine norddeutsche Unterhaltung, bei der von seiten der Hafenmeisterin nicht viel mehr als die Worte "Acht Euro" fallen. Reicht auch völlig hin.
Zum Glück haben wir ja im üppigen Laderaum unserer Schiffe mehr Essbares gebunkert, als wir in diesen Tagen bewältigen können! So haben wir also noch mal Glück gehabt, dass wir nicht Hungers an fremdem Gestaden verrecken müssen, sondern uns eine Spagetti-Pfanne mit Salami und Käse basteln können. Und ich hatte schon befürchtet, dass Jörg mir nun pausenlos in den Ohren liegen würde, dass er 150 Kilometer gefahren ist, nur um ein kühles Bier zu stürzen - und nun ist die Bude dicht wegen so etwas Läppischem wie "Ruhetag"! Nein - er hat diesen Umstand nur ein- zweimal erwähnt - ganz beiläufig. Oder war es elf- zwölfmal?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen