Dienstag, 7. Juni 2016

Südsee unter Segeln (3/5)

Der Duschraum der Gemeinde auf Skarö ist nicht mehr in Betrieb. Wenn man duschen will, soll man im Meer baden gehen, oder die Duschgelegenheiten im Segelhafen nutzen, steht auf einem Schild im Toilettenwagen des Zeltplatzes. Wir verschieben das Duschen auf Schleimünde.

Zum zweiten Mal auf unserer Tour haben wir die Möglichkeit, unsere verderblichen Waren zu kühlen. Ziemlicher Luxus bei so einer Unternehmung. Wir genießen es. Wir genießen auch den Umstand, Zeit zu haben. Wir haben heute schon mal lange geschlafen und dehnen unser Frühstück gemütlich in die Länge. Es ist fast halb eins, als wir den Strand von Skarö verlassen. Aber wir wollen heute nur bis zur Spritze von Ärö, das ist nicht allzu weit.

Als erstes müssen wir die extrem schmale und flache Hale umfahren. Da macht man leicht den Fehler, viel zu früh nach Westen abzudrehen, weil man meint, schon an ihr vorbei zu kommen. Aber dann muss man doch wieder nach Norden abdrehen, weil man das Ende wegen seiner Flachheit nicht gesehen hat. Bevor wir nach Ärö fahren, möchte ich noch einen weiteren Shelter-Platz auf der Südseite von Drejö inspizieren. Wir können fast die gesamte Zeit die Segel nutzen, der Wind kommt immer noch aus Südost. Und wir können weiter darüber rätseln, ob das Ärö, Alsen oder Avernakö ist - und wo denn nun verdammt noch mal Lyö liegt!

Auch der Shelter-Platz auf Drejö wäre ideal für Winter-Unternehmungen, und auch er ist leider viel zu weit entfernt, um ihn an einem Wochenende zu erreichen. Während unserer Pause beobachten wir eine seltsame Wolkenformation am Himmel. Eine mit bauchiger Auswölbung nach unten, eine die normalerweise ergiebigen Regen garantiert. Es ist aber kein Regen vorhergesagt! Es handelt sich auch nur um ein recht schmales Band, das uns schon überquert hat, als wir wieder aufs Wasser gehen.

Nach einer guten Viertelstunde Fahrt grummelt es vernehmlich vom Himmel und es setzt Regen ein. Wir sind etwas verwirrt, da doch die Front bereits an uns vorüber gezogen ist. Sicherheitshalber machen wir aber einen Gewitterschwenk um 90 Grad auf das einen knappen Kilometer entfernte Nordende von Drejö zu. Zwar wird der Regen kurzzeitig richtig heftig und es grummelt ein zweites Mal, aber nach ein paar Minuten lichtet sich der Himmel deutlich und wir nehmen wieder unseren alten Kurs auf.

Der Wind lässt zwar spürbar nach, aber bis zur Nordspitze von Ärö können wir die Segel nutzen. Hier hat sich endlich auch die Frage nach dem Verbleib von Lyö geklärt: es ist die meiste Zeit, die man sich in der Dänischen Südsee aufhält, von Avernakö verdeckt! Zwar war unser Plan, heute Nacht auf Ärö zu verbringen und dann morgen den großen Sprung nach Schleimünde zu machen. Aber die aktuelle Situation sagt, dass momentan ein schwacher Ostwind herrscht, während morgen ein frischer Westwind wehen soll. In solchen Fällen neigen gewiefte Navigatoren dazu, ihre Pläne umzuwerfen und neue zu schmieden. Erwähnte ich schon, dass wir gewiefte Navigatoren sind?

Alsen ist zwar zweifelsfrei am anderen Ende des Kleinen Belts zu erkennnen, aber man kann keine Einzelheiten ausmachen. Wir wollen versuchen, den Übernachtungsplatz zu finden, den ich vor Jahren mal genutzt hatte, nachdem ich mich gegen einen Westwind über den Belt gekämpft hatte, der im Seewetterbericht so beschrieben war: "Fünf bis sechs - in Schauerböen sieben". Das einzige, was ich von dem Platz noch weiß, ist, dass er südlich von Mommark lag.

Also fahren wir in Richtung Mommark über den Belt und biegen dann nach Süden ab. Dort, wo keine Steilküste mehr ist, kommen zwei Stellen in Betracht. Da bei der einen Stelle ein Haus in unmittelbarer Nähe liegt, kommt eigentlich nur noch eine Stelle in Betracht -  und tatsächlich: das ist der Ort, an dem ich vor Jahren übernachtet habe. Der "offizielle" Übernachtungsplatz verfügt zwar über einen Shelter, aber er liegt sehr zwischen Bäumen ohne Blick aufs Wasser. Also schlagen wir unsere kleinen Zeltchen direkt am Wegesrand auf, von wo aus wir einen wunderschönen Blick über den Belt haben.

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