Als Ziel setzte sich dann bald der von uns noch nicht umrundete Teil der Kieler Bucht in unseren Köpfen fest. Wir waren ja vor zwei Jahren schon um den Westteil gefahren, nun sollte die Ostflanke folgen. Als Zeit legten wir die Pfingstwoche fest - mitten im Mai ist das Wetter traditionell prima für derartige Unternehmungen.
Die Vorbereitung gestaltete sich dieses Jahr etwas schwierig. Nie bin ich im Winterhalbjahr weniger gepaddelt als heuer - allzu viel "Ablenkung" hielt mich gefangen. Immerhin habe ich es geschafft, meinen Fitness-Test rechtzeitig zu absolvieren - eine Fahrt vom Klub zum Kieler Leuchtturm nonstop in weniger als sechs Stunden. Und das Wetter blieb bis Ende April derart kalt, dass ich mich lange nicht überwinden konnte, Urlaub für die Pfingstwoche einzureichen. Am Dienstag Morgen der letzten Aprilwoche lag eine geschlossen Schneedecke im Garten. Aber am 1. Mai - genau einen Tag nachdem wir bei Regen und kaltem Wind das Regionale Sicherheitstraining absolviert hatten - begann dann der Sommer! Die Temperatur knackte teilweise die 20 Grad-Marke, die Sonne schien den ganzen Tag und ich reichte meinen Urlaub ein. Nach 10 Tagen war der Sommer leider wieder vorbei, die Temperaturen nicht mal mehr zweistellig, dafür aber die Windgeschwindigkeiten, und ich zog meinen Urlaubsantrag wieder zurück. Nachdem uns also die Eisheiligen das Vergnügen verhagelt hatten, wählten wir mit Bedacht die erste Juni-Woche als Ersatz, um ja nicht die Gültigkeit der Bauernregel mit der Schafskälte zu prüfen.
Wie beim letzten Mal bringt uns Marie-Theres nach Bülk, allerdings etwas später als damals: erst kurz vor neun Uhr schwimmen wir auf dem spiegelblanken Wasser. Es ist sehr schwacher Wind angesagt, der aber später zu einen nicht zu vernachlässigenden Nordwind anwachsen soll. Ich hoffe insgeheim, dass dieses Auffrischen nicht allzu früh erfolgt und uns durch unsere Pläne weht. Die Sicht ist deutlich besser als beim letzen Mal, der Kieler Leuchtturm ist ohne Probleme zu sehen ebenso wie das Ostufer und Damp.
Wir kommen gut voran, denn der vorhergesagte Nordwind verschont uns. Stattdessen unterstützt uns unerwartet eine klitzekleine südliche Brise, was wir willkommen annehmen. Da wir die mit uns
gehende Brise natürlich nicht spüren, ist uns entsprechend warm. Um wenigstens etwas Abkühlung zu bekommen, fahre ich die ganze Zeit mit geöffneter Spritzdecke. Natürlich hatte ich meine Unterschenkel nicht mit Sonnencreme bedacht, da sie ja normalerweise kein Licht zu sehen bekommen, so dass sie später krebsrot leuchten werden.
Alles geht problemlos und eigentlich sogar leichter und schneller als gedacht. Als wir nur noch fünf Kilometer bis zum Strand zurückzulegen haben, werde ich immer wieder von Krämpfen in der Rumpfmuskulatur geplagt. Es nützt nicht viel, sich darüber aufzuregen, man muss einfach weiter paddeln - aber sie trüben die Lebensfreude nicht unerheblich. Mittlerweile bin ich mir sicher, dass es sich um ein Defizit im Mineralienhaushalt handelte. Ich hatte am Vortage noch meine Hecke mit der Handschere geschnitten, was die Depots in der Muskulatur wohl sehr beansprucht hat. Und ich habe definitiv zu wenig getrunken, um den Verlust wieder auszugleichen. So quäle ich mich also die letzten Kilometer durch türkisgrünes Wasser an den Naturist-Strand bei den drei Windmühlen auf Ärö. Trotz dieses Einbruches haben wir nur knapp mehr als sechs Stunden für die Überfahrt benötigt - eine glatte Stunde weniger als beim letzten Mal!
Wir haben auf unser neuen Shelter-App entdeckt, dass es beim benachbarten Windmühlen-Tripel auch einen Übernachtungsplatz geben soll - nur eben mit Shelter. Nachdem wir eine kleine Wanderung dorthin unternommen haben, beschließen wir, ihn als Lager für die Nacht zu wählen. Den verbleibenden langen Nachmittag nutzen wir ausgiebig, die sengende Sonne zu genießen und zu entspannen. Ich trinke so viel, wie sonst in einer gesamten Woche nicht.
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