Mein Tochter hat mich zum Paddeln eingeladen - das kommt nicht alle Tage vor. Gerne bin ich ihrer Einladung gefolgt, den Ostermontag mit ihr in der Sonne auf dem Wasser zu verbringen. Bei ihrer Frage, wo wir hinfahren, bringe ich die Schwentine ins Spiel. Beim Anpaddeln vor drei Wochen waren die Bäume noch arg kahl, aber nach den warmen Tagen der letzten Woche sollte es nun deutlich grünlicher dort sein. Birke ist sehr einverstanden und so queren wir die Förde. Ob ich den Delphin, den wir beim Anpaddeln getroffen habe, noch mal wiedergesehen habe, möchte sie wissen. Nein, ich habe nach dem Zeitungsbericht nichts wieder von ihm gehört.
Als wir beim Pegelturm in die Schwentinemündung einfahren, überholen uns zwei Ruderboote. Das ist gut so, denn die brauchen bei der Umsetzstelle immer ein wenig länger und wenn sie uns jetzt überholen, sind sie fertig, wenn wir umsetzen müssen. Aber nach einiger Zeit bleiben die Ruderer einfach stehen. Was soll das denn? So gibt es doch bloß wieder Stau am Steg! Ich hatte gerade vorher noch einen Platsch auf der Wasseroberfläche gesehen, von dem ich zuerst annahm, dass er von einem besonders weiten Wurf einer der Angler herrühre, die auf dem Kai des Seefischmarktes stehen. Allerdings war der Platsch ungewöhnlich groß für ein Angelblei. Es dauert nicht lange, da taucht auch schon der wahre Grund für die Oberflächenkräuselung auf: der Delphin ist wieder - oder immer noch da! Wir sehen ihm eine ganze Weile zu und ich versuche, ihn zu fotografieren. Aber der Delphin zeigt sich wenig kooperativ: Manchmal taucht er innerhalb weniger Sekunden mehrfach auf, dann dauert es wieder Minuten, bis er wieder zu sehen ist - natürlich an einer ganz anderen Stelle, als man ihn vermutet. Zwar taucht er durchaus in weniger als zehn Metern Entfernung von meinem Boot auf, aber ich schaffe es nicht, ihn dann aufs Bild zu bannen. Lediglich ein Versuch, ihn per Film einzufangen gelingt mehr oder minder gut.
An der Umsetzstelle müssen wir beide unsere Paddeljacken ausziehen. Es ist windstill und geht auf die 20 Grad zu. Zum Glück haben wir den Delphin so lange beobachtet, dass die Ruderer längst durch sind. Das Grün der Bäume ist tatsächlich deutlich weiter und hüllt der Landschaft in eine wunderbar frühlingshafte Stimmung. Es ist wenig los auf dem Fluss und ungewohnt still. Die Ruderer sind über alle Berge und für viele Paddler ist es wohl noch zu früh - oder sie sind bereits gestern gepaddelt.
Suchbild mit Wildschwein |
An den Ufern summt und piepmatzt es aus allen Rohren. Enten, Blesshühner und Gänse gehen bereits eifrig dem Brutgeschäft nach. Als wir um eine Ecke biegen, grunzt es im Schilf. Wir haben eine Rotte Wildschweine bei ihrem Sonnenbad gestört. Missmutig trotten sie weiter ins Dickicht hinein. Es herrscht eine fast unglaubliche Idylle.
Natürlich gehe ich fest davon aus, heute wieder Schildkröten zu sehen - wenn heute kein Schildkrötentag ist, wann dann! Während Birke mir von ihrer Arbeit erzählt, versuche ich ständig das Schildkrötenufer (das linke) im Blick zu behalten. Allzu schnell ist man an diesen Schalentieren vorbei, ohne sie gesehen zu haben.
An der Stelle, wo sie immer sind, haben sich heute fünf Stück versammelt. Es sind zwei recht kleine dabei, was entweder dafür spricht, dass immer mal wieder welche durchs Klo gespült werden, oder dass sie sich tatsächlich vermehren. Mir ist ihr ganzer Lebenswandel ein völliges Rätsel.
"Nun brauchen wir nur noch einen Eisvogel zu sehen!", sage ich zu Birke. Die Bedingung, diese scheuen Zeitgenossen zu Gesicht zu bekommen, ist, dass man als erster durch den Bereich paddelt, in dem sie sich aufhalten. Vor uns paddelt aber noch ein Verband aus zwei Kajaks und einem Kanadier. Zum Glück sind die aber so langsam, dass wir sie bald überholen und auch schnell weit hinter uns lassen. Es dauert gar nicht lange, bis wir belohnt werden: auch die Eisvögel sind verlässlich an der Stelle zu finden, wo man sie immer findet - vorausgesetzt, man findet sie! Wir bekommen zwei von ihnen zu Gesicht, aber an ein Foto ist nicht zu denken, dafür sind sie dann doch zu scheu und entsprechend weit weg.
Wir fahren noch unter der Brücke bei der Ottendorfer Mühle hindurch und lassen uns dann von der Strömung zurücktragen. Die Schildkröten sonnen sich nun zu sechst und auch der Delphin zickzackt immer noch durch die Schwentinemündung. Was für ein wunderschöner Ostermontag!
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