Donnerstag, 9. Mai 2013

Kiel - Flensburg Teil 1: von Bülk nach Schleimünde

Gestern beim Mittwochspaddeln war es mir im Long-John viel zu warm. Die schwierige Entscheidung: Was ziehe ich an? fällt damit zu Gunsten der kurzen Neo-Hose aus. Ich werde es noch bitter bereuen!

Weder Peter noch ich konnten einen fahrbaren Untersatz für dieses Wochenende organisiseren. Damit sind unsere hochtrabenden Träume von Unterelbe und Ostfriesland zerplatzt. Immerhin habe ich eine hilfsbereite Tochter zu bieten, die sich bereit erklärt, uns und unser reichhaltiges Gepäck etwas näher an das geliebte Meer zu kutschieren. So können wir also von Bülk aus starten und müssen uns nicht im Boot durch die ganze Kieler Förde quälen.


Wir stimmen uns kurz über den Kurs ab. Es gibt im wesentlichen nur zwei Optionen: Die Küste entlanghangeln und die Eckernförder Bucht an ihrem Ausgang queren - oder den direkten Weg Richtung Schleimünde. Ich hätte eher für die Hasenlösung plädiert - schließlich ist das unsere erste ernsthafte Tour - aber Peter sagt nur knapp: "Direkt rüber!"

Ich bin ausgesprochen froh über diese Entscheidung, denn es macht einfach mehr Spaß hier draußen und es fühlt sich deutlich mehr nach "Seekajak" an, als am Strand entlang zu rutschen. Der Wind weht schwach und schiebt uns sanft Richtung Ärö. Heute wären die idealen Bedingungen, diese dänische Insel anzusteuern, aber die kleine Richtungskorrektur, damit wir in Schleimünde landen, kostet nicht viel Mühe.

Es sind Unmengen von Seglern unterwegs, die natürlich auch alle den direkten Kurs nehmen und wir so mit ihnen im selben schmalen Korridor fahren. Man sieht einigen deutlich an, dass sie skeptisch auf die zwei Kajaks blicken, die nach ihrer Auffassung so weit draußen eigentlich nicht vorkommen sollten. Aber alle grüßen freundlich - wenn sie uns denn überhaupt sehen!

Normalerweise liegt das Schießgebiet vor dem nördlichen Schwansen so weit draußen, dass man nie Gefahr läuft, mit ihm in Konflikt zu geraten. Heute müssen wir tatsächlich unseren Kurs leicht korrigieren, um nicht in den gesperrten Bereich zu gelangen. Manche Segelyacht sagt sich aber auch "An Himmelfahrt wird nicht geschossen!" und fährt ungerührt mitten durch.

Der Wind weht die gesamte Zeit über beständig aus der gleichen Richtung in der selben Stärke. Man erkennt auf unserer GPS-Spur deutlich, dass wir in den Zeiten unserer Pausen direkt und mit anderthalb Stundenkilometern Richtung Ärö verdriftet werden. Wir hätten nach Ärö fahren sollen!

Wir machen einen kleinen Abstecher nach Olpenitz, um den Baufortschritt zu begutachten. Es sind hier und da ein paar fertiggestellte Häuser zu sehen und einen Strand hat man in dem Areal auch schon angelegt. Aber irgendwie hat das Ensemble doch noch etwas von Geisterstadt. Während wir so im Hafenbereich rumdümpeln, höre ich ein Segelschiff von hinten dicht an uns heranrauschen. Erst denke ich, dass sich da vielleicht jemand verfahren hat und nach dem Weg fragen will, aber dann erkenne ich, dass es sich um die "Mollimauk" handelt. Karen ist heute morgen mit Klaus-Peter und ihrer Schwester auch in Kiel losgefahren und hat uns hier eingeholt.

Wir laufen in die Schlei ein und sind erstaunt, dass sich die Boote im Hafen dort nicht dicht gepackt drängeln. Es sind noch reichlich Liegeplätze frei - und wir sind die ersten, die dort Zelte aufbauen. Es soll uns recht sein, denn so haben wir die Garantie auf einen ruhigen Abend. Was uns allerdings nicht so recht ist, ist die Tatsache, dass die Giftbude geschlossen ist. Der Hafenmeister weiß auch nicht warum - oder wann die wieder auf macht. Ich hatte Peter zu einem Essen hier eingeladen, aber das müssen wir nun ein andermal nachholen.

Außer uns laufen gegen Abend noch zwei paddelnde Paare aus Oldenburg bei Bremen auf der Halbinsel ein. Sie sind die Schlei hoch gepaddelt, wollen morgen ein wenig auf die Ostsee und dann wieder zurück.

Wir machen es uns gemütlich, sehen den vielen in die Schlei einlaufenden Seglern nach, machen einen Spaziergang so weit es dieses begrenzte Areal zulässt und bruzzeln einen Ersatz für das ausgefallene Abendessen auf unseren Trangias.

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